Insgesamt fünf Entwicklerstudios werkelten am Abschluss der Modern Warfare-Trilogie, nun ist es endlich vollbracht. Pünklich wie immer geht Modern Warfare 3 ins Rennen um die Shooterkrone. Hauptkonkurrent ist mal wieder Electronic Arts, die mit »Battlefield 3 bereits vorgelegt haben, nachdem sie zuletzt mit der durchschnittlichen »Medal of Honor-Neuauflage im Duell scheiterten. Wie knapp der Zweikampf dieses Jahr war, lest ihr im Test.
WW3 = MW3
Modern Warfare 3 knüpft direkt an das Ende von
»Modern Warfare 2 an. Der Terrorist Makarov hat es geschafft, einen Krieg zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und Russland zu entfachen. Nachdem die Russen im Vorgänger schon in Amerika eingefallen sind, weitet sich der Krieg nun auch auf die anderen Kontinente aus. Ein globaler Konflikt entbrennt, der Dritte Weltkrieg bricht aus. Und wir sind mittendrin! Bekannte Gesichter wie John "Soap" MacTavish oder Captain Price begleiten uns durch die schlauchförmigen Level der etwa vier bis sechs Stunden dauernden Singleplayer-Kampagne, in der alle offenen Rechnungen beglichen werden.
Am bewährten
Call of Duty-Spielprinzip hat sich auch im mittlerweile achten Serienteil nichts geändert. Noch immer rennen wir von Deckung zu Deckung und schießen die massenhaft anstürmenden Gegnerhorden nieder, die sich mal wieder als sehr treffsicher erweisen. Die Entwickler zerren uns dabei von einem Bombast-Moment zum nächsten. Und immer, wenn wir glauben, das lässt sich nicht mehr toppen, dreht das Spiel noch mehr auf. So gehts im Affenzahn von einem Schauplatz zum nächsten: Von New York zu Paris, über Hamburg bis hin zu afrikanischen Provinzen ist nahezu alles vertreten. Zwischen den Ballereinlagen lockern Fahrzeugsequenzen immer wieder das Geschehen auf. Sind wir in einem Moment noch am Boden in Feuergefechte verwickelt, sitzen wir ein paar Sekunden später auch schon an Bord einer AC-130, um unseren Verbündeten den Weg frei zu bomben.
Modern Warfare 3 lebt von dieser Abwechslung, von diesen imposant in Szene gesetzten Momenten, bei denen uns die Kinnlade runterklappt. Wenn eine ganz bestimmte europäische Sehenswürdigkeit, unter Ächzen des Stahls, in sich zusammenbricht und alles unter sich begräbt, sitzen garantiert alle mit offenem Mund vor dem Fernseher.
Grafik-Engine am Limit
Grafisch holt Infinity Ward nochmal alles aus der inzwischen betagten Engine heraus. An den Charaktermodellen lassen sich auch kleinste Details feststellen, die Lichteffekte sind schlicht grandios und die Weitsicht stellenweise atemberaubend. Auch die Wassereffekte sind nochmal deutlich überarbeitet worden. Dennoch fallen ab und an matschige Texturen oder pixelige Bitmaps im Hintergrund negativ auf. Letztlich sieht
Battlefield 3 im direkten Vergleich einen ganzen Ticken besser aus.
Untermalt wird das Geschehen auf dem Bildschirm von einem Score, der nur so vor Pathos trieft. Der Soundtrack klingt zwar verdächtig nach Hans Zimmer, der auch schon den Soundtrack zum letzten
Modern Warfare-Teil beisteuerte, aber dieses mal war Brian Tyler für die musikalische Untermalung zuständig. Tyler macht seinen Job ausgesprochen gut, kommt aber nicht ganz an den großen Hans Zimmer heran.
Die deutsche Synchronisation hingegen ist mal wieder nur mittelmäßig. Der Original-Ton lässt sich leider nicht anwählen, hier hat
Battlefield 3 gezeigt dass es auch anders geht. Dort schlummern nämlich alle Synchronspuren auf der Disk. Im Vorfeld zu
Modern Warfare 3 wurden verbesserte Waffensounds und Umgebungsgeräusche versprochen. Das wurde zumindestens zum Teil gehalten. Einige Waffen hören sich leider immer noch an wie Spritzpistolen, dafür krachen Explosionen nun noch mehr, der Subwoofer wird beinahe soviel wie beim EA-Konkurrenten gefordert.
Team up!
Wer die fordernde, aber kurze, Einzelspieler-Kampagne beendet hat, kann sich an den Spezialeinheiten-Modus von
Call of Duty: Modern Warfare 3 wagen. Es stehen Mini-Missionen, die kooperativ off- wie auch online zu zweit spielbar sind und der neue Überlebensmodus zur Auswahl.
Im Missionsmodus kämpft ihr euch durch kleinere, vom Singleplayer inspirierte Karten. Es gilt, oftmals unter Zeitdruck, das Levelende zu erreichen oder eurem Teamkameraden mit einem Kampfflugzeug Feuerdeckung zu geben. Genau wie in
Modern Warfare 2 sammelt ihr dadurch Sterne (maximal drei pro Mission) und schnell kommt das gewohnte Suchtgefühl auf. Neu ist ein Levelsystem, das euch unabhängig vom gespielten Level im Rang aufsteigen lässt. Dadurch lassen sich unter anderem neue Waffen für den Überlebensmodus freispielen.
Dieser Überlebensmodus entspricht dem Horde-Modus aus
»Gears of War 3. Ihr metzelt alleine oder zu zweit Feindwelle um Feindwelle nieder. Das dadurch erspielte Geld könnt ihr in bessere Waffen oder Luftunterstützung investieren. Letztere ist auch bitter nötig, da ihr es schon bald mit Angriffs-Helikoptern und Juggernauts (schwer gepanzerte Infanterie) zu tun bekommt. Gespielt wird auf den Karten aus dem Multiplayer-Modus (insgesamt 16 Stück).
Das schnellste Call of Duty-Multiplayer-Erlebnis aller Zeiten
Kenner des Vorgängers werden sich im Multiplayer von
Modern Warfare 3 schnell zurechtfinden. Insgesamt wurde das Tempo aber nochmal angezogen, so sind die Maps auf möglichst schnellen Feindkontakt ausgelegt. Riesige Sniper-Karten sucht ihr zudem vergebens, Feuergefechte spielen sich auf engem Raum ab.
Neu sind die sogenannten Strike Packages. Im Klartext heißt das, ihr könnt jede Klasse mit einer eigenen Abschussserie ausstatten. Hierbei kann zwischen drei möglichen Packages gewählt werden. Das Angriffspaket bietet die gewohnten offensiven Abschussserien, z.B. eine Predator-Rakete oder eine Reaper-Drohne (eine Art AC-130-Light Variante). Das Verteidigerpaket liefert hauptsächlich defensive Optionen wie Drohnen oder Ballistikwesten, um eure Teammitglieder zu schützen. Die letzte mögliche Option schließlich ist der Spezialist, der alle zwei Kills ein weiteres Perk erhält. Neu ist auch, dass Nutzer von Defensivpaketen ihren Killstreak nicht verlieren und diesen nach dem Ableben fortführen können. Das führt nach einer Weile natürlich dazu, dass der Himmel nur so von Drohnen, Konterdrohnen und derlei Zeugs verseucht ist. Am Himmel ist also auch in
Modern Warfare 3 ständig was los. Generell sollten die Abschussserien ja etwas entschärft werden, davon konnten wir aber nichts merken. Die Streaks ab ungefähr neun Kills sind fast allesamt übermächtig und können spielentscheidend sein.
Einmal das Rundum-Sorglos-Paket, bitte!
Mit
COD Elite wollen Infinity Ward und Sledgehammer Games eine Art Social Network für
Call of Duty-Fans aufbauen. Da die COD-Karte aus
Call of Duty: Black Ops der Schere zum Opfer gefallen ist, müssen Statistik-Freaks nun auf das Elite-Programm zurückgreifen. Neben endlosen Informationen zu eurem Spielstil gibt es aber auch Turniere, ein Clan-System und Tutorialvideos auf
COD Elite. Sowohl auf Konsole als auch auf dem PC hat das System aber noch mit erheblichen Problemen zu kämpfen. Zum Zeitpunkt des Tests konnten wir sogar erst gar nicht auf den Dienst zugreifen - und das als zahlendes Premium-Mitglied. Hier müssen die Entwickler dringend nachbessern. Wäre das Zusatzprogramm gänzlich kostenfrei, wäre sowas noch verkraftbar, als Bezahlmodell hingegen nicht! Da
COD Elite ein zusätzliches Programm ist und nicht zwingend benötigt wird, fließt diese Ungereimtheit allerdings nicht mit in die Wertung des eigentlichen Spieles ein. Ein ausführliches Special zum neuen Bezahldienst findet ihr Ende November bei uns im
»Call of Duty Launch Center.
Modern Warfare 3 VS Battlefield 3 - and the winner is...
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Modern Warfare 3! Zumindestens ganz knapp im Singleplayer.
Battlefield 3 hat zwar sowohl bei Grafik und Sound die Nase vorne, die gewohnte Bombast-Inszenierung und die ständige Abwechslung von
Modern Warfare 3 stellen dies aber in den Schatten.
In Sachen Koop-Modus ist
Modern Warfare 3 sogar deutlich besser als das EA-Pendant. Der Spezialeinheiten-Modus entpuppt sich als das Highlight des Spiels und echter Spielspassgarant. Während
Battlefield 3 lediglich sechs recht lieblos zusammengeschusterte Level bietet, könnt ihr beim Activision-Produkt auf 16 Missionen und 16 Überlebenskampf-Karten zurückgreifen. Der Umfang des Koop-Modus dürfte für weit mehr als 20 Stunden Spielspass sorgen.
Beim Multiplayer-Modus lässt sich kein klarer Sieger ermitteln - zu unterschiedlich sind beide Spiele in diesem Punkt. Während
Battlefield 3 serientypisch auf große, weitläufige Schlachten, inklusive Fahrzeugkampf, setzt, geht es bei
Modern Warfare 3 weitaus schneller zur Sache, auch Teamabsprachen sind etwas weniger wichtig als beim EA-Shooter. Somit haben beide Spiele ihre Daseinsberechtigung, echte Egoshooter-Fans haben ohnehin schon beide in der Vitrine stehen.
Ausgezeichnet mit den folgenden GameRadio-Awards:
