Auch in diesem Jahr haben sich die Verantwortlichen von EA Sports wieder dazu aufgemacht, die Fußballsimulation FIFA noch weiter zu verbessern. Nach zwei tollen Serienteilen erwarten die Fans auch 2010 nicht weniger als das beste Fußballspiel aller Zeiten. Mit einigen interessanten Neuerungen hat der Entwickler versucht, das Spiel noch authentischer zu machen. Ob FIFA 11 den hohen Erwartungen gerecht werden kann und ob sich der Kauf auch für Besitzer der letztjährigen Ausgabe lohnt, erfahrt ihr in unserem ausführlichen Testbericht sowie im »30-minütigen Testvideo.
Die Anspannung ist enorm. Mein Team führt seit der 70. Minute mit 1:0. Es ist das Finale der Champions League und der größte Triumph meiner Karriere ist in greifbarer Nähe gerückt. Noch zwei Minuten bis zum Abpfiff. Das gegnerische Team baut jetzt großen Druck auf. Der Ball befindet sich praktisch permanent in unserer Hälfte. Schon wieder verfolge ich aus meinem Tor heraus, wie die Welle der gegnerischen Stürmer auf mich zurauscht. Geschickt bringt der Mittelfeldstratege den Ball mit einem Steilpass auf den Stürmer. Konzentriert habe ich den Ball stets im Auge und korrigiere meine Position. Der Stürmer nimmt den Ball gekonnt an… mit einer schnellen Drehung lässt er den Verteidiger alt aussehen. Jetzt kommt es auf mich an! Ein kurzer Sprint des Stürmers verkürzt den Abstand zum Tor. Jetzt zieht er ab… mit einem schnelle Reflex tauche ich in die rechte Ecke ab… und kratze den Ball in letzter Sekunde von der Linie… Wenig später erklingt endlich der erlösende Pfiff des Schiedsrichters. Aus! Das Spiel ist aus! Dank meiner Heldentat ist mein Team Gewinner der Champions League.
Be A Goalkeeper
Die auffälligste Neuerung an
FIFA 11 dürfte wohl die vollständige Übernahme des Torhüters sein. Der Torwart kann in der 11er-Auflage der Serie natürlich auch online gespielt werden, so dass erstmals ein echtes 11-gegen-11 Match machbar ist. Wie nicht anders zu erwarten, gestaltet sich die Steuerung des Keepers gänzlich anders als bei den Feldspielern. Je nachdem, bei welcher Mannschaft ihr zwischen den Pfosten steht, solltet ihr nämlich schon ein wenig Geduld mitbringen. Hinter einer starken Abwehrreihe, werdet ihr gegebenenfalls nicht sehr häufig gefordert. Wer sich mit der außergewöhnlichen Position dennoch anfreunden kann, darf zunächst einige Hilfen hinzuschalten.
Ein Kreis deutet in
FIFA 11 immer auf die optimale Position des Torhüters hin. Ganz nach dem Ampelprinzip erhaltet ihr so Auskunft, ob euer Stellungsspiel richtig ist. Ist der Kreis grün, so ist alles bestens, bei gelber oder roter Umrandung solltet ihr lieber eure Position noch mal überdenken. Anfänger dürfen es sich leicht machen. Haltet die Taste LB gedrückt und der Torwart nimmt ganz automatisch die optimale Stellung ein. Doch EA Sports hat für überforderte Torhüter weitere Hilfen ins Spiel integriert. Wer möchte, kann sich die ungefähre Flugkurve des Balls anzeigen lassen. Gerade zu Beginn hat sich diese Möglichkeit als sehr hilfreich erwiesen. Profi-Torhüter dürfen aber natürlich sämtliche Hilfestellungen auch wieder abschalten.
Die Steuerung des Torhüters selbst ist denkbar einfach ausgefallen. Wie bei den Feldspielern bewegt sich der Torwart mit dem linken Analogstick über das Feld. Der rechte Stick ist zum Hechten und für spektakuläre Paraden vorgesehen. Wollt ihr als Torwart einmal einen kleinen Vorstoß wagen, etwa um eine hohe Flanke im Strafraum abzufangen, drückt einfach die Y-Taste. Schon faustet der Torwart den Ball aus der Gefahrenzone. Mit der X-Taste hingegen werft ihr euch auf den Ball. Beim Herauslaufen könnt ihr dabei so manchen Ball vom Fuß des Stürmers fischen. Damit die Wartezeiten auf den nächsten Angriff in
FIFA 11 nicht ganz so langatmig ausfallen, dürft ihr als Torwart euren Mitspielern auch einige strategische Anweisungen geben und so das Spiel von hinten dirigieren. Mit den entsprechenden Tasten dürft ihr dabei einen Steilspaß oder einen Torschuss fordern. Ganz wie im richtigen Leben, hören eure Mitspieler aber nur bedingt auf eure Kommandos.
Personality+
Doch nicht nur für Torhüter hat sich EA Sports etwas Neues einfallen lassen. Dank des Systems „Personality+“ erhalten die Kicker noch mehr Profil. Etliche Spieler haben nun Spezialtribute erhalten. Ragt ein Statistikwert besonders heraus, erhält dieser beispielsweise das Prädikat „Dribbler“. Dies hat zur Folge, dass sich die einzelnen Spieler noch deutlicher von den anderen unterscheiden. Ein Messi beispielsweise behandelt den Ball viel gefühlvoller als ein beinharter Abwehrrecke vom Stile eines Daniel van Buytens. Natürlich hängt in
FIFA 11 noch sehr viel von den Fertigkeiten des Videospielers ab, doch mit einem Kevin Kuranyi köpft es sich insgesamt doch wesentlich unbeschwerter, als mit dem kleinen Philipp Lahm.
Wie in den letzten Jahren können sich die Werte der Spieler im Verlauf der Saison auch noch verändern. Je nachdem, wie erfolgreich die Spieler in ihren Ligen waren, verändern sich auch ihre Werte in
FIFA 11. Auch aktuelle Transfers werden in den Spielverlauf eingebaut. Ganz kostenlos ist diese Option allerdings nicht. 400 MS-Punkte (ca. 5 Euro) müsst ihr pro Liga für dieses Feature bezahlen.
Verbesserungen der KI
Auch auf dem Platz hat sich einiges getan. Seit es Fußball-Titel für Videospielsysteme gibt, bemängeln Kritiker stets die Schwächen der KI. Dies ist bei
FIFA 11 nicht anders. Leichte Schwachpunkte sind auch in diesem Jahr noch zu erkennen, wurden jedoch wieder ein ganzes Stück minimiert. Zwar runzelt man als Spieler an einigen Stellen noch immer über die Entscheidungen der KI-Mitspieler die Stirn, insgesamt reagieren diese aber deutlich cleverer in Offensive und Defensive.
Ebenfalls nachgelegt haben die Fußballer in Sachen Zweikampfverhalten. Die Animationen der Spieler in
FIFA 11 sind wirklich toll anzusehen, wenn sie mit dem ganzen Körper um den Ball kämpfen. Herrlich, wie die Stürmer den Ball in einer ausweglosen Situation abschirmen und darauf warten, dass Verstärkung aus dem Mittelfeld nachrückt. Doch auch die Verteidiger gehen jetzt noch aufdringlicher zur Sache, als dies schon bei
»FIFA 10 der Fall war. Um eine Abwehr auszuhebeln, braucht es schon eine Portion Kreativität im Spielaufbau. Der Gegner lernt nämlich im Verlauf des Spiels hinzu. Es reicht nicht aus, stets die gleiche Taktik anzuwenden. Ein bisschen Variation solltet ihr schon einfließen lassen.
Alte Tugenden und volles Lizenzpaket
Zum Glück hat
FIFA 11 alte Tugenden nicht vernachlässigt. Viele Feature – wie etwa die 360° Steuerung – haben schon im letzten Jahr gut funktioniert und wurden nahezu unverändert in die aktuelle Ausgabe übertragen. Gleiches gilt natürlich auch für die tolle Atmosphäre in den Stadien. Dank der akribischen Feinarbeit von EA Sports haben die einzelnen Arenen einen hohen Wiedererkennungswert. Wer möchte, kann gar seine eigenen Fangesänge in das Spiel übertragen. In Sachen Lizenzen trumpft Electronic Arts wie in jedem Jahr groß auf. Hier bleibt (nahezu) kein Wunsch unerfüllt. Einige bekannte Bundeligastars lassen sich zwar nur mit ein wenig Fantasie identifizieren, aber unter dem Strich bleibt ein dickes Lizenzpaket, das (nach wie vor) das Maß aller Dinge ist.
Lediglich die beiden Kommentatoren stellen im Vergleich zu
FIFA 10 keinen deutlichen Sprung nach vorne dar. Nach einigen Spielen beginnen Frank Buschmann und Manni „die Stimme des Westens“ Breuckmann genauso zu nerven, wie die beiden Vorgänger. Wie gehabt, passen die Kommentare leider nicht immer ganz zum Spielgeschehen auf dem Rasen. Wer sich zu sehr von den beiden Plaudertaschen gestört fühlt, darf den Kommentar auch abschalten.
EA Sports Universum
Wer sich ein wenig durch das triste Menü von
FIFA 11 bewegt, wird schnell die vielfältigen Spielmodi bemerken. So lässt sich neben den üblichen Turnieren, Ligen und schnellen Spielen, auch die Weltmeisterschaft spielen. Des Weiteren dürfen natürlich auch wieder eigene Vereine gegründet werden, die online gegen einander antreten können. Für die eigene Karriere gibt es wieder unterschiedliche Möglichkeiten. Wer sich auf das Wesentliche beschränken möchte, beginnt eine Karriere als Spieler. Wem dies nicht genügt, darf sich jedoch auch als Spielertrainer oder Manager versuchen. Damit die erzielten Erfolge im Freundeskreis auch nicht untergehen, hält
FIFA 11 allerhand Statistiken bereit, die on- und offline mit anderen Spielern verglichen werden können.
Ausgezeichnet mit den folgenden GameRadio-Awards:

