Schon im Vorfeld krachte es um den neuen Shooter von Infinity Ward: Kommt er nun mit dem Zusatz Call of Duty im Titel daher oder nicht? Ist eine Preiserhöhung um knapp 10€ gerechtfertigt? Auch ein zuvor veröffentlichter Ausschnitt, in dem Terroristen auf einem Flughafen ein Massaker unter Zivilisten anrichteten, sorgte für Furore. Doch was hat der Shooter, abseits des Hypes und der Entrüstung, unter der Haube? Wir haben uns in den modernen Krieg gestürzt. Wir stellen euch in »unserem Special zudem fünf lohnenswerte Waffen- und Perkkombinationen für den Multiplayer von MW2 vor.
Und die Moral von der Geschicht'
Vorab sei gesagt, dass es im Test keine moralischen Belehrungen geben wird - der Zeigefinger gehört beim Spielen auf die Schultertasten, nicht mahnend erhoben. Für die deutsche Fassung wurde die berüchtigte Flughafensequenz entschärft (dem Spieler ist es nun nicht mehr gestattet, Zivilisten zu erschießen), aber auch sonst kommt der neue Serienteil mit realistischer Brutalität daher. Damit richtet sich
Modern Warfare 2 klar an erwachsene Spieler, und die sollten in der Lage sein, sich selber ein Bild zu machen.
Die Story ist genretypisch dünn: Fünf Jahre nach den Ereignissen aus
»Modern Warfare ballert ihr euch in Ego-Ansicht erneut mit eurem Spezialteam durch Schurken, deren Anführer plant, durch Terroraktionen Unfrieden zwischen den Nationen zu säen, um als lachender Dritter davon zu profitieren. Da können nur die Amis mit viel Hurra-Patriotismus helfen, das kennt man ja hinlänglich aus Romanen von Tom Clancy. Und aus dem Vorgänger. Wie in diesem spielt ihr wieder abwechselnd verschiedene Handlungsstränge, die sich später dann zum großen Showdown verbinden.
Bis es allerdings soweit ist, werdet ihr in
Call of Duty: Modern Warfare 2 auf eine regelrechte Weltreise geschickt. Die beginnt in der Grube, einer Ausbildungsstätte für junge Rekruten. Hier müsst ihr euer Können unter Beweis stellen und werdet so mit der Steuerung vertraut gemacht. Nach dem Hindernis-Parcours wird euch dann, wie im Vorgänger, aufgrund eurer Leistungen ein Schwierigkeitsgrad für das weitere Spiel vorgeschlagen. Von Afghanistan führt euch der Trip durch Elendsviertel in Brasilien, in das verschneite Russland und sogar an die Ostküste der USA. Auch den Weltraum bekommt ihr in einem Abschnitt zu Gesicht - warum und in welcher Form, wollen wir euch allerdings nicht spoilern. Zwischen den Missionen erwarten euch keine richtigen Zwischensequenzen, stattdessen erfahrt ihr die Details zu eurer Mission aus Gesprächen, die über einer virtuellen Karte eingespielt werden. Nicht sehr atmosphärisch, aber es erfüllt seinen Zweck. Dafür sind die Sequenzen während des Spieles durchaus filmähnlich inszeniert, beispielsweise wenn ihr in Russland einen Gulag mit einem Helikopter anfliegt.
Ansonsten erwartet euch auch in
Call of Duty: Modern Warfare 2 nichts, was ihr nicht auch aus anderen Ego-Shootern bzw. auch dem Vorgänger schon kennt. Meist hetzt ihr durch die Level, selten alleine unterwegs, und nehmt eure Gegner mit vielen verschiedenen Waffen aufs Korn. Die Intelligenz der Widersacher ist allerdings nicht besonders hoch, durch ihre Masse sind sie jedoch immer eine Gefahr, mit der ihr rechnen müsst. Gerade, wenn ihr ein Skriptereignis auslöst und euch die Feinde in die Flanke oder den Rücken fallen, beisst ihr mitunter schnell mal ins Gras. Im nächsten Anlauf wisst ihr dann aber, wie es läuft und habt meist kaum noch Probleme. Ruhige Momente, wie eine Schleichmission durch die verschneiten Wälder Russlands, gibt es nur wenige. Ebenso Missionen mit Fahrzeugen. Das ist aber auch nicht weiter tragisch, denn die Fahrzeuge (ein Jetski und ein Schlauchboot) steuern sich zwar recht präzise, das Feuern auf Feinde während dieser Passagen fällt jedoch schwer. Ihr könnt nur recht unkontrolliert nach vorne ballern - realistisch mag das vielleicht sein, ineffektiv ist es meist aber auch. Ansonsten gibt es wenig Neues: Hier und da eine Verbesserung an den Waffen, ihr könnt jetzt Schilde einsammeln und zur Verteidigung nutzen (und trefft auch auf Gegner, die dies tun) und das war es dann auch schon. Mit gerade einmal fünf bis sieben Stunden Spielzeit, je nach Spielweise, hat die Kampagne also recht wenig zu bieten.
Spezialeinheit, auch zu zweit
Damit
Call of Duty: Modern Warfare 2 nicht nach der Kampagne im Regal verstaubt, gibt es den neuen Modus "Spezialeinheit" (SpecOps). Hier könnt ihr in kleinen Missionen zeigen, was ihr so drauf habt. Und dabei wird euch einiges geboten, wie eine Wiederholung der Grube, Schleich- oder Eliminierungsmissionen und vieles mehr. Trotzdem wird sich vor allem an den Orten der Singleplayer-Kampagne orientiert. So jagt ihr beispielsweise im aus der Kampagne bekannten Elendsviertel nach Terroristen, müsst dabei aber aufpassen, keine Zivilisten zu töten. Vor den Missionen dürft ihr meist einen Schwierigkeitsgrad wählen - dieser bestimmt im genannten Beispiel, wieviele Terroristen ihr töten müsst und wieviele zivile Opfer erlaubt sind. Bei jeder Mission lassen sich bis zu drei Sterne verdienen, je nach eurer Leistung. Habt ihr davon genug gesammelt, schaltet ihr den nächsten Rang, und damit weitere Missionen, frei. Zudem taugt der Modus nicht nur für Solo-Spieler, sondern kann auch im Splitscreen-Modus und online mit menschlichen Mitspielern gezockt werden.
Der wahre Krieg wartet online
Das Herz von
Call of Duty: Modern Warfare 2 ist aber sicherlich der Multiplayer-Modus. Und der hat es wirklich in sich: In vielen verschiedenen, allerdings genretypischen Modi könnt ihr euch online mit anderen Spielern messen. Euch erwarten Deathmatch, Capture The Flag, Defend The Base und ähnliche Modi, vieles auch teambasiert spielbar.
Das Ranking-System ist simpel: Durch Abschüsse sammelt ihr Erfahrung, dadurch steigt ihr nach und nach im Level auf. Das Matchmaking ist allerdings wenig gelungen. Wenn ihr als Newbie auf Gegner mit Level 50 trefft, ist das zu Beginn alles andere als motivierend, da diese euch oft weit überlegen sind. Durch Level-Aufstiege und das Erreichen bestimmter Ziele erlangt ihr nämlich neue Fähigkeiten und Möglichkeiten; nicht alles ist von Anfang an verfügbar. Vor dem Match könnt ihr beispielsweise eure Klasse auswählen, je nach gewählter Klasse seid ihr dann anders ausgestattet. Mit entsprechendem Level könnt ihr zudem auch eigene Klassen mit individueller Ausrüstungskonfiguration anlegen. Und das umfasst nicht nur die Wahl der Waffen, mit denen ihr startet, sondern auch spezielle Extras, sogenannte "Perks".
Ihr könnt drei dieser Extras pro Klasse auswählen und mit in den Kampf nehmen. Darunter befinden sich Fähigkeiten wie unendlich Sprint, schnelleres Nachladen, verbesserte Präzision und einiges mehr. Auch schaltet ihr später Abschußserien-Boni frei. Davon dürft ihr ebenfalls drei Stück auswählen, die ihr im Kampf nutzen wollt. Habt ihr die für den jeweiligen Bonus erforderliche Anzahl an Abschüssen hintereinander geschafft, könnt ihr über das Steuerkreuz den Bonus nutzen. Beispielsweise ruft ihr eine Aufklärungsdrohne herbei, die euch auf dem Radar die Positionen eurer Gegner verrät oder ihr entledigt euch dieser direkt per Luftschlag. Jede Waffe und jedes Extra verfügen über bestimmte Herausforderungen, die euch die Waffe weiter verbessern oder einfach nur Erfahrung bringen. So könnt ihr dann auch neue Aufsätze für diese freischalten, wie Rotlichtverstärker, Herzschlagsensor und dergleichen. Alles, was ihr dazu tun müsst: Die gestellte Aufgabe erfüllen, wie beispielsweise 200 Gegner mit dieser Waffe töten.
Wiederholung?
Infinity Ward erfindet mit
Call of Duty: Modern Warfare 2 das Genre sicherlich nicht neu. Die Grundzutaten sind bekannt, vor allem aus dem erfolgreichen Vorgänger. Das mag bei der Einleitung, die mit Szenen aus dem ersten
Modern Warfare gewürzt wurde, okay sein. Allerdings schleicht sich auch beim Spiel selbst immer mal dieser "Das kenne ich doch"-Gedanke in den Kopf. Es wird in allen Bereichen versucht, den Vorgänger zu übertreffen, indem man etwa das Gleiche nochmal in drastischerer Inszenierung vorfindet. Das geht bis hin zum großen Finale, welches sich ebenfalls an dem des Erstlings orientiert. Schlecht ist
Modern Warfare 2 auch für Solospieler dennoch nicht.
Leider wurde auf die Grafik-Engine des mittlerweile doch etwas betagten Vorgängers zurückgegriffen. Diese wurde zwar ein wenig aufgemotzt, kann aber mit aktuellen Engines nicht mehr ganz mithalten. Dennoch gibt es angesichts der detailreichen Umgebungen wenig Grund zur Klage, zumal auch bei größerem Feindaufkommen kein spürbarer Einbruch der Framerate auftritt. Gelungen ist dagegen, wieder mal, der krachende Sound! Die Waffen und Explosionen klingen glaubwürdig, die Musikuntermalung passt sich gut in das Geschehen ein und sorgt für Atmosphäre, einzig die deutsche Synchro lässt mitunter ein wenig zu wünschen übrig.
Ausgezeichnet mit den folgenden GameRadio-Awards:

