Back to the Roots - das war das Motto von Nintendo, als 2006 »New Super Mario Bros. für den DS erschien. Das Spiel brachte Fans des italienischen Klempners althergebrachtes 2D-Platformer-Gameplay, präsentierte dieses aber in moderner 3D-Optik. Die Mischung aus klassischen und bewährten Spielelementen mit zeitgemäßer Technik erscheint nun auch für Nintendos Erfolgskonsole, die Wii. Ob das Spiel ähnlich begeistern kann wie die Handheld-Version, erfahrt ihr in unserem Review.
Klassischer geht's kaum!
Über die Story braucht man eigentlich nicht viele Worte zu verlieren, denn - große Überraschung - Peach wird entführt. Zwar nicht von Bowser, sondern von seiner Sippschaft an Söhnen, aber auch, dass die ihre Finger im Spiel haben, ist Fans nicht unbekannt. Die Frage, wer zur Rettung eilt, ist ebenso schnell beantwortet: Der Allzweckklempner Mario ist schon auf dem Weg - doch nicht alleine. Denn ein absolutes Novum von
New Super Mario Bros. Wii ist der viel beworbene Vierspielermodus, in dem Mario, Luigi und zwei Toads zusammen durch die Levels hüpfen können. Doch da das Beste bekanntlich zum Schluss kommt, dazu erst später mehr.
In den Levels von
New Super Mario Bros. Wii läuft alles so ab, wie man es kennt und liebt. Der übergewichtige Klempner wird durch die zweidimensionalen Abschnitte dirigiert, wobei ihr nur das Steuerkreuz sowie einen Knopf zum Springen und einen zum Rennen oder Nutzen eines Power-Ups benötigt. Die Wiimote wird - wie bei NES-Titeln für die Virtual Console - quer gehalten. Daran, dass ihr die Fahne am Ende eines Levels innerhalb der großzügigen Zeitlimits erreicht, sollen euch nicht nur die vielen Abgründe, sondern auch die klassischen Gegner hindern, denen Mario schon unzählige Male auf die Rübe gesprungen ist: Gumbas, Koopas, Hammerbrüder, Piranha-Pflanzen (wobei hier der Sprung auf den Kopf nicht zu empfehlen ist) und so weiter. Um den Gegnern der Garaus zu machen, gibt es neben der klassischen Feuerblume auch neue Power-Ups. Mit der Eisblume und dem Pinguinanzug könnt ihr Schneebälle werfen, die die Gegner einfrieren, wobei ihr als Pinguin noch besser schwimmen und rutschen könnt, und der Propelleranzug hilft euch bei der Münzjagd. Einmal die Wiimote schütteln und es geht in luftige Höhen.
Fans der Serie werden sich aber schon vor dem Betreten des ersten Levels von
New Super Mario Bros. Wii an die klassischen Abenteuer des Klempners erinnert fühlen. Nach dem Introvideo findet ihr euch auf einer Levelübersichtskarte wieder, von der aus ihr die verschiedenen Gebiete auswählt. Die acht Themen der Welten wurden direkt aus dem Vorgänger übernommen, nur die Reihenfolge wurde verändert. So lauft und springt ihr also beispielsweise durch eine Eiswelt, eine Wüste und die Vulkanwelt von Bowser. Dabei gibt es verschiedene Leveltypen: Zum Einen die Standardlevels (inklusive den Wasserlevels), zum Anderen die Schlösser, die Geisterhäuser und die Luftschifflevels.
Die Standardlevels bieten die gewohnte Hüpfspielkost mit einer der Welt entsprechenden Optik, vielen Abgründen, Gumbas und Koopas. Die Schlösser, die jeweils in der Mitte und am Ende einer Welt zu finden sind, haben gewöhnlich einen etwas höheren Schwierigkeitsgrad als die restlichen Levels, sind voller Knochentrocken und mündem in einem Endgegnerkampf. Als Endgegner halten die aus
Super Mario Bros. 3 und
Super Mario World bekannten Koopa Kids her. So schön das Wiedersehen mit ihnen auch ist, so durchschaubar sind dabei ihre Bewegungsabläufe und so schnell sind sie meist besiegt. Die Kämpfe am Weltenende macht Magier Kamek durch Manipulation der Umgebung etwas interessanter. Die Geisterhäuser bieten vorrangig zwei Dinge: Haufenweise Buu Huus und Sachen, die nicht so sind, wie sie scheinen. So verschwinden Türen, gerade wenn man durch sie gehen möchte, und viele Wände sind einfach passierbar. Schlussendlich gibt es in
New Super Mario Bros. Wii zwei Luftschifflevels. Am Ende dieser mit Kanonen gespickten Abschnitte kommt es dann zur Auseinandersetzung mit Bowser Jr., wobei der Schwierigkeitsgrad etwas höher ausfällt als bei den Koopa Kids.
Unterstützung der anderen Art
Auch wenn ich jetzt ein wenig über die leichten Endgegner meckere, im Vergleich zu
»New Super Mario Bros. ist der Schwierigkeitsgrad doch merklich gestiegen, wobei das Spiel aber zu jedem Zeitpunkt fair ist. Wer jedoch aufgrund mangelnder Erfahrung auf dem Gebiet der Hüpfspiele überfordert ist, freut sich über den Super-Assistenten. Diese Funktion debüttiert in
New Super Mario Bros. Wii, soll aber in vielen kommenden Titeln von Nintendo Verwendung finden. Auf das Wichtigste zusammengefasst, sorgt das Feature dafür, dass das Spiel sich selbst spielt. Damit ihr aber überhaupt auf den Super-Assistenten zurückgreifen könnt, müsst ihr in einem Level acht Leben verlieren. Nach den gescheiterten Versuchen könnt ihr nun am Levelanfang wählen, ob ihr es noch einmal versuchen wollt, oder der Super-Assistent in Form von Luigi zeigt, wie man den Level schafft. Dabei kümmert sich Marios Bruder aber nicht um versteckte Gänge oder die Sternmünzenen, von denen es in jedem Level wieder drei Stück gibt, sondern bewegt sich lediglich Richtung Ziel. Dabei könnt ihr jederzeit wieder die Kontrolle übernehmen oder ihr lasst den Super-Assistenten den ganzen Level abschließen. Im Praxistests mit mehreren Levels (unter Anderem dem letzten) hat der Superassistent es immer bis zur Zielfahne geschafft. Zu beachten ist allerdings, dass dieses Feature nur Solospielern zur Verfügung steht.
It's-a-me! - And me! - And me! - And me!
Doch der Wegfall des Super-Assistenten ist jedem, der den Mehrspielermodus ausprobiert hat, schnurzpiepegal. Zum ersten Mal in der Geschichte von Mario dürfen in
New Super Mario Bros. Wii vier Spieler gleichzeitig auf dem selben Bildschirm durch die Levels hüpfen. Dabei stehen euch diverse Teamaktionen zur Verfügung. Mitspieler lassen sich zum Beispiel werfen, als Trampolin verwenden oder mit Yoshi, der auch seinen Weg ins Spiel gefunden hat, verschlucken und an anderer Stelle ausspucken. Ebenfalls witzig ist der Synchro-Stampfer. Wenn ihr gleichzeitig eine Stampfattacke einsetzt, kommt es zu einem Erdbeben wie beim Einsatz eines POW-Blocks. Aber selbst, wer von Teamaktionen nichts wissen will, dürfte mit menschlichen Mitspielern mehr Freude haben als allein. Schon die Tatsache, dass mehr auf dem Bildschirm stattfindet, wertet das Geschehen ungemein auf. Zu Sterben, weil man nicht auf der Plattform, sondern auf dem Kopf eines Mitspielers landet, wodurch man weiter springt und letztlich in einen Abgrund gerät, ist doch amüsanter als ein einfacher Tod im Einzelspielermodus.
Wer im Mehrspielermodus von
New Super Mario Bros. Wii stirbt und noch Leben übrig hat, wird übrigens nach kurzer Zeit in einer Blase wiedergeboren, aus der er befreit wird, sobald er einen Mitspieler, zu denen ihr euch durch Schütteln der Fernbedienung bewegt, berührt. In diese Blase könnt ihr euch aber auch durch Drücken von A zurückziehen, was durchaus Sinn macht, wenn ihr an einer Stelle nicht weiterkommt, die ein Mitspieler allerdings schon bewältigt hat. So könnt ihr euch quasi zu ihm "warpen". Wer seine Mitspieler abgrundtief hasst und auf Biegen und Brechen nicht mit ihnen zusammenarbeiten möchte, darf sich jedoch auch an der Münzjagd versuchen. Hier ist es erwünscht, die Gegner durch Stampfattacken kurz auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen und sie als Trampolin zu missbrauchen, ob sie wollen oder nicht. Am Ende zählt nur, wer die meisten Münzen gesammelt hat, wobei die Sternmünzen den Wert von zehn normalen Münzen haben. Zusätzliche zu den normalen Levels, die ihr hier spielen könnt, gibt es auch fünf Extralevels, die speziell auf diesen Modus zugeschnitten wurden. Bei all dem Mehrspielerspaß bleibt eigentlich nur noch eine Frage offen: Warum hat das Spiel keinen Onlinemodus bekommen?
Bewährtes, auch bei der Technik
Die Grundidee der Technik wurde vom DS übernommen. Obwohl das Gameplay sich in einer Ebene abspielt, wurden dreidimensionale Charaktermodelle verwendet. Dass ein 2D-Platformer kein grafischer Überflieger wird, der für offenstehende Münder sorgt, dürfte klar sein. Trotzdem ist
New Super Mario Bros. Wii nicht wirklich hässlich. Die Charaktere haben den typischen Mario-Look und witzige Animationen (Tanzschritte von Koopa) und die Welten sind abwechslungsreich geworden. Dass das Spiel zu keiner Sekunde ruckelt, dürfte klar sein. Auch bei der Musik ist kein Quantensprung zu erwarten. Verglichen mit
Super Mario Galaxy, das neben der grandiosen Grafik auch einen orchestralen Soundtrack bot, können die Dudelmelodien einem sogar wie ein Rückschritt vorkommen. Doch bei Nintendo besinnt man sich hier auf die alten Tugenden zurück. Das heißt auch, dass sich die Sprachausgabe auf (englisches) Minimum beschränkt. Die Bildschirmtexte sind hingegen deutsch.
Ausgezeichnet mit den folgenden GameRadio-Awards:

