Vor zwei Jahren erschien mit »Overlord ein Spiel, das wohl am einfachsten mit "Pikmin in böse" beschrieben werden könnte. Statt einem kleinen Captain Olimar steuert der Spieler den schwer gepanzerten Overlord, der nicht etwa kleine Pflanzenwesen, sondern gnomähnliche Minions herumkommandiert. Das Action-Adventure-Strategie-Spiel hat durchaus einige Fans gefunden und so erscheint mit Dark Legend ein Prequel für die Wii. Aber können die Anfänge des finsteren Fürsten auf Nintendos Wunderkasten überzeugen?
Dubiose Geschenke
Overlord: Dark Legend startet am Geburtstag des jungen Lord Gromgard. Trotz des Titels hat er aber nicht wirklich viel zu melden. Seine älteren und sehr launischen Geschwister übernehmen in Abwesenheit des Vaters das Kommando im Schloss. Der Junge findet jedoch ein mysteriöses Geschenk: Einen Handschuh, der ihm Zutritt zum Thronsaal verschafft. Was er dort findet, ist jedoch noch unerwarteter. Neben einer vollständigen Rüstung und einer Axt empfängt ihn Gnarl, der Oberminion, der ihm eröffnet, dass er zu Größerem berufen ist, dazu, als Overlord zu herrschen.
Während des Tutorials, das neben der Verwüstung der Zimmer eurer Geschwister auch das Verkloppen von Halblingen beinhaltet, lernt ihr die Grundlagen des Spiels. Auch wenn eure Axt ganz nett aussieht, ist es wesentlich effektiver, die Minions (oder Schergen) in den Kampf zu schicken. Die kleinen Monster ordnen sich dem Overlord bedingungslos unter und sind sogar bereit, sich für dessen Wohl zu opfern. Mit dem Cursor der Wiimote könnt ihr Ziele auswählen, die sie auf Druck von B angreifen, bis der Kampf entschieden ist oder ihr sie mit A zurückruft.
Vier für einen!
Es gibt die Minions jedoch in vier verschiedenen Farben, die auch separat befehligt werden können. Die Braunen sind Nahkampfspezialisten ohne Spezialfähigkeiten, die Roten sind Distanzkämpfer und können Feuer löschen, entfachen und ohne Schaden durchqueren. Die Blauen können durch Wasser gehen, aber zeichnen sich eher durch ihre Fähigkeit aus, im Kampf gefallene Minions wieder zum Leben zu erwecken. Die grünen Minions, die ihr als Letztes freischaltet, können sich tarnen und halten Giftgas stand.
Um Minions aus Portalen zu beschwören, benötigt ihr Lebenskraft (nicht zu verwechseln mit der Gesundheit des Overlord). Hatte im
Overlord für Xbox 360 noch jede Farbe eine eigene Art von Lebenskraft, die zum Beschwören nötig war, gibt es in
Overlord: Dark Legend eine Universelle. Jeder Gegner und jedes Lebewesen hinterlässt bei seinem Tod die glitzernden Kugeln, was auch gleich den ersten Kritikpunkt darstellt. Schnell hat man so viel Lebenskraft gesammelt, dass kein strategisches Vorgehen oder Haushalten mehr nötig ist, mit den Reserven könnte man sich mehrmals eine neue Armee zusammenstellen. Zu allem Überfluss stellen auch die Gegner keine wirkliche Bedrohung dar (besonders, sobald ihr die blauen Minions mit Heilkräften habt), so dass das Spiel für erfahrene Zocker zu keiner Zeit wirklich fordernd ist.
Da kann man es schon fast als positiven Aspekt bezeichnen, dass es ab und zu Probleme mit der Bedienung gibt. Am offensichtlichsten ist die mangelhafte Karte. Oft stimmen die Himmelsrichtung bei Detailkarten und der Weltkarte nicht überein. So muss man manchmal, um nach Westen zu gelangen, den südlichen Gebietsausgang nehmen. Bei Bosskämpfen stellt der Cursor ein kleines Problemchen dar. Markiert wird nämlich immer der Boden oder die Wand, auf die geziegt wird. Wer bei großen Gegnern instinktiv auf den Kopf zielt, wird seine Schergen stattdessen zur dahinterliegenden Wand senden. Leider passiert es bei Bossen auch, dass die Minions nicht am Ball bleiben und sich lieber mit anderen Dingen beschäftigen, statt den Boss kontinuierlich zu beharken.
Die Story von
Overlord: Dark Legend ist mit sechs Stunden Spielzeit auch nicht wirklich die längste. Leider gibt es im sehr linearen Spiel auch nur wenige Nebenquests und auch das Sammeln von Artefakten, die neue Zauber freischalten, die maximale Gesundheit und das maximale Mana oder die zu Schergenzahl erhöhen, kann nicht lange motivieren. Nach spätestens acht Stunden hat ein erfahrener Spieler also bereits alles von
Overlord: Dark Legend gesehen.
Es grünt so grün im Grüntal
Optisch erinnert
Overlord: Dark Legend stark an den Xbox-Titel
Fable. Für Wii-Verhältnisse sieht es dabei sogar recht gut aus. Leider muss man dafür oft Slowdowns, Ruckler und Pop-Ups in Kauf nehmen. Ebenfalls nervig ist, dass beim Gebietswechsel ziemlich lange Ladezeiten auftreten (wohl zu viel von
Fable abgeguckt?).
Die englische Sprachausgabe zählt zu den Pluspunkten des Spiels. Viele
Overlord-Fans wissen besonders den schwarzen Humor zu schätzen, der auch bei
Dark Legend nicht zu kurz kommt. Leider wiederholen sich die Samples zu oft. So knuffig das "For the master." der Schergen beim Überreichen von Gegenständen auch ist, so abgedroschen ist es, wenn man es dutzende Male gehört hat. Noch nerviger ist allerdings ein Rundgang durch das Dorf, wo jede Frau eure letzte Tat mit exakt dem gleichen Satz kommentiert, egal wie oft ihr vorbeilauft.