Die aktuelle Konsolengeneration neigt sich langsam aber sicher ihrem Ende entgegen. Die großen Innovationen heben sich die Entwickler und Publisher wohl für den Start der neuen Geräte auf. Doch was waren eigentlich die großen Neuerungen der aktuellen Generation? Spontan fallen da Begriffe wie DLC, Bewegungssteuerung oder Onlinemodi ein. Doch was ist eigentlich mit Augmented Reality? Dieses Feature scheint durchaus noch ausbaufähig zu sein. Das hat sich auch Sony gedacht und sich mit der geistigen Mutter von Harry Potter, J.K. Rowling, zusammengetan und das Wonderbook entworfen. Wir haben das ungewöhnliche Projekt ausprobiert und auch gleich an seiner Zielgruppe getestet.
Schon die Verpackung von
Wonderbook macht einiges her. Im Set enthalten ist nicht nur die schnöde Blu-ray samt Anleitung, sondern auch ein großformatiges Buch, das zum Spielen ebenfalls benötigt wird. Äußerlich macht es nicht viel her, im Spiel verwandelt es sich jedoch schnell zum wundersamen "Buch der Zaubersprüche".
Unterricht in Hogwarts mit Move und EyeToy
Wonderbook richtet sich nicht an die Zielgruppe der dauerzockenden Hardcoregamer. Wer sich also ein komplexes und actionlastiges Abenteuer mit Harry Potter & Co. erhofft hatte, wird unweigerlich enttäuscht. Es richtet sich vielmehr an unsere kleinen Videospieler. Das verdeutlicht schon das Tutorial mehr als klar. Akribisch erläutert uns der ruhige Sprecher, was wir alles zum Spielen benötigen und erklärt uns den Move-Controller im Detail. Klar, wir klicken die Einleitung kurzerhand weg und beginnen mit dem Abenteuer. Bereits nach dem ersten Kapitel drängt sich in mir jedoch der Wunsch auf, mich wieder nach Dunhall zu begeben und mich mit
Dishonored weiter zu beschäftigen. Natürlich, dieses Spiel richtet sich nicht an mich. Also muss mein sechsjähriger Sohn für ein kleines Experiment herhalten.
Sogleich sieht der ganze Ablauf ganz anders aus. Wie gebannt starrt mein Kleiner auf den Bildschirm und ist fasziniert. Zunächst wird einer von drei Zauberstäben ausgewählt, dann eines der vier Häuser von Hogwarts. Die Wahl fällt auf das dunkle Slytherin und ich stelle mir die Frage, ob ich mit meiner Erziehung etwas falsch gemacht habe. Dann hocken wir uns beide bequem auf den Boden und tauchen ab in die Welt von Harry Potter.
Die Faszination von Augmented Reality
Einleitend möchte ich erst einmal klarstellen, dass sich die Move-Technologie wunderbar für jüngere Spieler eignet. Bei unseren Spielsitzungen mit Microsofts Kinect sorgten Ausfälle immer wieder für Unterbrechungen des Spielflusses. Auch wenn der jüngere Bruder durch das Bild läuft oder einer der beiden Kater lassen sich EyeToy und Move davon nicht aus der Ruhe bringen. Der Spielablauf geht problemlos weiter. Das macht das gemeinsame Spielen vor der Konsole auf jeden Fall zu einem ruhigeren Erlebnis.
Doch kommen wir nun zum Spiel an sich. In der verbotenen Abteilung der Hogwarts-Bibliothek haben wir ein uraltes Buch aufgetan. Bevor es mächtig Ärger deswegen gibt, erreicht uns glücklicherweise eine Eule, die uns die Erlaubnis bringt, uns mit diesem Buch zu beschäftigen. Da der steinalte Schinken noch ziemlich verstaubt ist, müssen wir es zunächst vom Dreck befreien. Mit der freien Hand wischen wir über das geschlossene
Wonderbook, das vor uns auf dem Boden liegt. Auf dem Bildschirm sehen wir jetzt, wie der Staub durch den virtuellen Raum fliegt und den Blick freigibt auf den Einband. Diese erste Szene war auch sogleich einer von vielen Aha-Momenten im Spiel. Auf meinen Kleinen übt die Augmented Reality schon jetzt eine starke Faszination aus.
Kindgerechte Steuerung
Zunächst hatte ich die Befürchtung, dass die Steuerung vielleicht doch ein wenig überfordernd sein könnte. Dies hat sich zum Glück jedoch nicht bewahrheitet. Außer dem Move-Controller selbst benötigt das
Wonderbook keine weiteren Eingabegeräte. Ein weiterer großer Pluspunkt ist, dass alle Aktionen zunächst in Ruhe ausprobiert werden können. Zunächst sprühen wir ein paar Funken durch die Gegend. Aus dem Handgelenk heraus schnippen wir ein paar effektvolle Lichter in den Raum hinein. Ist einfach, macht aber einiges her.
Eine richtige Geschichte kann das
Wonderbook leider nicht aufweisen. Es geht wirklich vorrangig um das Erlebnis der Augmented Reality, trotz der Beteiligung der Harry-Potter-Autorin. Immerhin bietet das Spiel einen bekannten Rahmen und Kenner der Bücher oder der Filme fühlen sich durch viele kleine Details an die Abenteuer von Harry Potter erinnert.
Der Weg vom Lehrling zum Zauberer
Das vorliegende Buch erweist sich als Lehrbuch der begabten Hexe Miranda Habicht, die in insgesamt fünf Kapiteln zwanzig Zaubersprüche für euch parat hat. Im Wesentlichen verlaufen alle Kapitel nach dem gleichen Schema. Dies ist für jüngere Spielerinnen und Spieler nicht unbedingt schlecht. Vor jeder Aufgabe gilt es zunächst die Bewegungen des Zauberstabs einzuüben. Besonders schwierig ist dies nicht, auch weil das System in Bezug auf die Erkennung der Symbole recht großzügig ist. Immerhin wird so größeren Frustmomenten vorgebeugt. Auch das eingebaute Mikrofon der EyeToy-Kamera kommt zum Einsatz. So wird der Spieler immer wieder aufgefordert den Namen eines Zaubers zu sagen. Ebenfalls ein schöner Aha-Effekt für junge Spieler. Ist der neue Zauber gut eingeübt, folgt eine kleine Mission, in der die neuen Kenntnisse unter Beweis gestellt werden müssen. Der Ablauf der Missionen ist gut erklärt. Viel falsch machen kann der Spieler nicht. Das ist für erfahrene Spieler wenig herausfordernd, aber für die junge Spielerschaft wohl gerade richtig so. Mit einem Lichtzauber muss der junge Hexer einen dunklen Raum erhellen, mal gilt es ein Schloss zu öffnen oder ein kleines Feuerchen zu machen. Alles wird verpackt in einer kleinen, aber wenig tiefgreifenden Geschichte.
Punkte sammeln für Haus Slytherin
Wirklich frei bewegen kann sich der kleine Jungmagier allerdings nie wirklich. Es geht immer nur darum, die Zauber zu erlernen und diese dann mit einer kleinen Übung am Schluss anzuwenden. Je nachdem, wie gut die Aufgabe erfüllt wurde, gibt es die bekannten Hauspunkte aus den Romanen und Filmen. Mit diesen könnt ihr später einige Extras für das Spiel kaufen. Wie ihr seht wurde die Welt um Harry Potter wirklich gut in das
Wonderbook eingebaut. Zwar ist es kein Ersatz für ein vollwertiges
Harry Potter-Spiel, dennoch weht ein Hauch der Magie von J.K. Rowlings Meisterwerk durch das
Wonderbook.