Es gibt wohl kaum ein Videospiel, das einen ähnlich großen Erfolg vorweisen kann wie Final Fantasy. Besonders imposant wird der Umstand dadurch, das sich nicht nur der letzte, sondern nahezu alle Teile der Reihe ähnlich gut verkauft haben wie gekühlter Eistee in der Wüste. Am 3. Februar erscheint mit Final Fantasy XIII-2 der neueste Ableger der Erfolgsserie. Square Enix hat sich dabei die Kritik seitens der Community besonders zu Herzen genommen. Diese wetterte gegen eine zu seichte Storyline und mangelnde Entscheidungsfreiheit. Kritikpunkte, die nun beseitigt sein sollen. Wir haben uns das Spiel genau angesehen und verraten euch, ob die Ankündigungen der Wahrheit entsprechen oder nicht.
Das letzte Gefecht
Lightning, Kriegsgöttin und Schutzpatronin der mystischen Stadt Walhalla, steht vor ihrer größten Schlacht. Ein allerletztes Mal bittet sie um Beistand und tritt auf den Balkon. Ihr aufmerksames Auge erspäht einen jungen Mann, der den Leichnam eines wunderschönen Mädchens in Armen hält. Mit trauervoller Miene übergibt er den Körper der See, seine Gedanken von Wut zerfressen - Zerstörungswut. Alles ist vergänglich, auch die Stadt Walhalla. Sein Hass freien Lauf lassend, entfesselt er die Dämonen des Meeres, zieht seine Klinge und stürmt gen Stadtzentrum - der letzte Kampf hat begonnen...
Kurz bevor der Kampf zwischen Lightning und dem Dämonen Caius entschieden werden kann, tritt eine dritte Person in das Geschehen ein. Eine eigentlich unmögliche Begebenheit; ein Wunder, das den Namen Noel Kreiss trägt. Er ist der letzte noch übrig gebliebene Mensch auf Erden und Hoffnungsträger sowohl für die Zukunft als auch die Vergangenheit. Um die Menschheit zu retten öffnet Lightning das Zeitportal und schickt Noel zurück in die Vergangenheit, unmittelbar nach den Geschehnissen in
»Final Fantasy XIII. Kurz bevor er das Portal betreten kann, hallt in seinem Kopf ein Gedanke wider: "
Bitte sei für Serah da... denn ich kann es nicht länger."
Reise durch die Zeit
Tatsächlich gestaltet sich die Suche nach Serah alles andere als schwierig. Die Umstände, unter denen sie sich treffen, sind es hingegen sehr wohl. Das Öffnen des Portals in die Vergangenheit scheint überall auf der Welt Anomalien ausgelöst zu haben. Angriffslustige Geschöpfe dringen aus ihnen hervor, Zeitlinien verschwimmen und vereinen sich zu einer neuen. Durch Eingriffe in vergangene Zeiten versuchen Serah und Noel fortan das Ende der Welt zu verhindern. Dabei springen sie quer durch die Jahrhunderte, wenden dramatische Eingriffe ab, werden Zeuge unvorhergesehener Ereignisse und treffen auf alte Bekannte wie Hope oder Snow. Die verschiedenen Zeitlinien können jederzeit neu betreten und sogar, einen entsprechenden Kristall vorausgesetzt, erneut umgeschrieben werden. Es entsteht eine halb offene Spielwelt, die zudem mit einer gewissen Entscheidungsfreiheit aufwarten kann. Ein gelungener Kniff seitens der Entwickler.
Sehr schnell wird klar, dass das neueste Werk von Square Enix abermals in der Oberliga mitmischen und sich vor der Konkurrenz nicht zu verstecken braucht. Obwohl die Geschichte zu Beginn in atemberaubendem Tempo vorangetrieben wird, ließen es sich die Entwickler nicht nehmen, eine kurze Einführung in
Final Fantasy XIII-2 einfließen zu lassen. So lernen wir den Umgang mit dem bereits aus dem letzten Teil bekannten Kampfsystem. Wie gewohnt lädt sich die Aktionsleiste, der sogenannte ATB-Balken, im Kampf nach und nach auf. Es bleibt uns überlassen, ob wir warten bis diese Leiste vollständig gefüllt ist, um damit weitreichende Aktionen auszuführen, oder schon früh die bisher aufgeladenen Aktionspunkte für kleinere Attacken oder Zauber einsetzen. Bei der Auswahl der Aktionen gilt es die dafür benötigten Balkenabschnitte zu beachten. Während einfache Attacken beispielsweise nur einen Abschnitt verbrauchen, benötigen vor allem Flächenangriffe oder besonders starke Attacken gleich mehrere davon. Während der Auswahl der Aktionen läuft der Kampf indes weiter - ein Kniff, der die Gefechte erfolgreich etwas lebendiger erscheinen lässt.
Teamarbeit
Freilich ist die Rettung der Menschheit keine Aufgabe, die es allein zu bewältigen gilt. Noel Kreiss und Serah treten in den Kämpfen immer als Team auf. Besonders wichtig ist dabei die Rollenverteilung innerhalb der Gruppe. Diese wird durch Paradigmen festgelegt. Je nach Situation ist eine andere Gruppenkonstellation hilfreich. So ist es bei einfachen Kämpfen eine Kombination aus Brecher und Verheerer eine gute Wahl. Ersterer teilt gehörig Schaden aus, während der Verheerer für Serienboni sorgt, die den Feind anfälliger für die Angriffe des Brechers werden lässt. Insgesamt sechs verschiedene Rollenverteilungen kann
Final Fantasy XIII-2 aufweisen. Allesamt haben dank grundverschiedener Fähigkeiten ihre Stärken und Schwächen. In Bosskämpfen werdet ihr daher laufend eure Rollenverteilungen im Kampf ändern müssen.
Der Wechsel und die Gestaltung der Paradigmen ist zunächst keine sehr anspruchsvolle Aufgabe. Erst mit der Erweiterung des Teams um ein drittes Mitglied entfaltet sich der wahre taktische Anspruch. Während Serah und Noel als fester Kern der Gruppe feststehen, ist das dritte Teammitglied jederzeit austauschbar. Schon sehr früh in
Final Fantasy XIII-2 erhaltet ihr die Fähigkeit, einmal besiegte Monster in eure Gruppe aufzunehmen -
Pokémon lässt grüßen. Im Gegensatz zu den Protagonisten des Spiels haben diese zuvor festgelegte Rollen. So ist und bleibt das Startmonster Cait Sith als Heiler in der Gruppe bestehen, während der Gremlin als Verheerer leidlich Schaden, dafür einen ansehnlichen Serienbonus beisteuern kann. Auch wenn Serah und Noel den gefangenen Monstern haushoch überlegen sind, stellen die Monster in den Kämpfen eine große Hilfe dar. Besonders dann, wenn ihr diese mit Monster-Komponenten füttert. Diese verstärken nicht nur die Grundeigenschaften eures Begleiters, sondern schalten zudem neue Fähigkeiten frei.
Wege des Kristalls
Das aus
Final Fantasy XIII bekannte Kristarium wurde auch in den zweiten Teil übernommen und dient abermals der Ausrichtung eurer Helden. Jeder Charakter besitzt für jede wählbare Klasse einen eigenen Talentbaum. Die Reihenfolge, in der ihr die einzelnen Fähigkeiten erlernt, ist strikt vorgegeben. Bestimmen könnt ihr jedoch welche der Klassen ihr voranbringen wollt. Hierbei solltet ihr mehr auf Spezialisierung setzen denn auf Vielfalt. Ein Charakter, der allen Talentbäume gleichermaßen folgt, kann zwar auf eine große Zahl an Fähigkeiten zurückgreifen, die wirklich starken Fähigkeiten jedoch bleiben ihm verwehrt. Selbstverständlich könnt ihr die einzelnen Klassen nicht nach Belieben vorantreiben. Dazu sind sogenannte Kristallpunkte nötig, die euch nach jeder erfolgreichen Schlacht zugeschrieben werden. Je mehr Kristallpunkte investiert wurden, desto teurer werden die darauf folgenden Abschnitte des Kristariums.
Kein Blendwerk
Schon zu Beginn stellt sich eine gewohnte
Final Fantasy-Stimmung ein. "Episch" und "weltenverändernd" sind wohl die beiden Schlagworte, die die Ausmaße der Storyline am besten beschreiben. In dieser Hinsicht bleibt sich Square Enix seiner Linie treu. Trotz der stellenweise überladenen Effekte kommt in diesem Teil die eigentliche Handlung nicht zu kurz.
Final Fantasy XIII-2 ist, vor allem zu Beginn, mehr Film als Videospiel. Die Entwickler nehmen sich Zeit, um die Protagonisten vorzustellen, erzählen von ihren Ängsten und Hoffnungen. Und selbst Nebencharaktere erhalten durch die zahlreichen Dialoge ein gewisses Maß an Tiefgründigkeit.
Japanische Rollenspiele sind zumeist etwas sehr speziell. Dies gilt sowohl beim Gamedesign als auch bei der Story selbst. So stellt auch
Final Fantasy XIII-2 keine Ausnahme dar. Während die Geschichte insgesamt episch und äußerst dramatisch abläuft, passt Serahs Mogry nicht so ganz in das Bild. Dieses eigenartige Geschöpf dient unserer Heldin zugleich als Waffe und Schatzsucher. Eine Daseinsberechtigung kann man dem ulkigen Begleiter also nicht absprechen. Doch warum muss dieser stets die dramatischsten Momente durch ein "
Kupopo" zerstören? Ähnlich speziell ist die musikalische Untermalung des Spiels. Einige Spieler mögen den seichten Popsongs während der Erkundungsgänge etwas abgewinnen können, jedermanns Sache ist das mit Sicherheit nicht.