EA Sports holt wieder die Boxhandschuhe raus. Mit Fight Night Champion soll die Serie einen neuen Anstrich bekommen und Boxfans überzeugen. Neben dem Storymodus und einem umfangreichen Karrieremodus, findet ihr auf dem Silberling auch noch die 50 besten Boxer der Welt. Egal ob Wladimir und Vitali Klitschko oder Mike Tyson – alle Boxlegenden vereinen sich in Fight Night Champion. Wir haben uns in den Ring gewagt und uns den Titel länger als nur zwölf Runden angeschaut. Ob das Spiel ein Weltmeister oder doch ein technischer KO geworden ist, wird euch unser Test zur Playstation 3-Version verraten.
Auf dem Weg zum Weltmeistertitel
Eine Story in einem Boxspiel? EA Sports hat sich darüber Gedanken gemacht und präsentiert mit Andre Bishop einen Boxer, der es von ganz unten wieder bis ganz nach oben schaffen will. Direkt nach dem Start von
Fight Night Champion, könnt ihr euch mit dem Champion-Modus beschäftigen. Das ist allerdings keine Pflicht, ihr könnt natürlich auch jederzeit auch die anderen Spieloptionen nutzen. Wir wollen aber zunächst genauer auf den neuen Modus eingehen und haben Andre Bishop auf seinem Weg begleitet. Die Geschichte beginnt mit einem aufstrebenden Boxer, der kurz vor dem Durchbruch steht. Das ahnt auch der Box-Promoter McQueen und will Bishop unbedingt unter seine Fittiche nehmen. Dieser weigert sich allerdings und will mit seinem alten Trainer Gus ganz nach oben kommen.
Unweigerlich bemerkt ihr schon gleich die Ähnlichkeiten zur legendären Rocky-Story, auch wenn sie ein wenig anders erzählt wird. Durch die dramatische Hintergrundmusik nimmt die Story nach einer Weile richtig Fahrt auf und ihr versetzt euch schnell in die Gefühlswelt von Andre Bishop. Er landet unschuldig im Knast und bekommt dort auch noch kräftig was auf die Nase. Doch ein Kämpfer bleibt ein Kämpfer. Mühevoll arbeitet ihr euch von Kampf zu Kampf wieder ins Rampenlicht. Dabei übernehmt ihr in den Kämpfen immer unterschiedliche Aufgaben. Zwischendurch dürft ihr euch auch am Sandsack fit halten, das dient allerdings nur der Abwechslung. Wirkliche Änderungen erfolgen dadurch nicht.
Grafisch ist
Fight Night Champion ganz großes Boxkino geworden und kann auf ganzer Linie überzeugen. Die Boxer und alle weiteren Darsteller sind wirklich gut animiert. Selbst die Schweißperlen oder blutenden Wunden sehen sehr realistisch aus. Leider ist der wirklich gute Story-Modus ein wenig zu kurz geraten, schon nach drei Stunden werdet ihr den Weltmeistergürtel in den Händen halten. Dafür werdet ihr aber in dieser Zeit direkt das Boxerleben und seine Tücken kennenlernen. Und wenn am Ende eure Managerin Megan in den Ring stürmt, werden Erinnerungen an Adrian aus Rocky wach.
Besonders abwechslungsreich sind die verschiedenen Aufgaben in
Fight Night Champion gestaltet worden. So kommt es bei einem Kampf vor, dass ihr euch die rechte Hand gebrochen habt und nur noch mit links zuschlagen könnt. Ein schwieriges Unterfangen, was aber mit etwas Übung nach einer Weile ohne Probleme funktioniert. Durch die verschiedenen Aufgaben lernt ihr auch direkt die Steuerung besser kennen.
Im letzten Fight der Story müsst ihr einige Runden nur irgendwie überleben, um den nächsten Checkpoint zu erreichen. Später ist es dann wie bei den Rocky-Filmen – dramatische Musik im Hintergrund und eine Schlagwelle nach der anderen. Da kochen Emotionen hoch und Erinnerungen werden wach. Eine wirkliche Niederlage erlebt ihr in der Story aber nicht, sobald ihr den Ringboden aus der Nähe gesehen habt und nicht mehr hochkommt, ist das Spiel beendet. Der Kampf startet danach am letzten Checkpoint bzw. der letzten Zwischensequenz. Das einzige was an
Fight Night Champions Story zu kritisieren ist, ist der lineare Spielablauf. Ein wenig mehr Eigeninitiative hätte dem ganzen schon ganz gut getan. Trotzdem ist es ein spannendes und besonders emotionales Erlebnis, die Geschichte von Andre Bishop zu erleben. Sogar auf einen Kampf gegen euren eigenen Bruder müsst ihr euch einstellen.
Habt ihr euch durch den Story-Modus geboxt, stehen noch weitere Modi zur Auswahl. Neben dem umfangreichen Karriere-Modus dürft ihr auch noch einen schnellen Boxkampf nach Wunsch veranstalten. Natürlich dürft ihr euch auch euren eigenen Boxer erstellen und habt dafür sogar die Möglichkeit, die Playstation Eye-Kamera zu nutzen. Auf
Move-Unterstützung im Spiel selber wurde allerdings verzichtet. Schade eigentlich, das hätte
Fight Night Champion noch den letzten, echten Boxkick geben können.
Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen
Mühselig müsst ihr euch durch einzelne Kämpfe ganz nach oben schlagen und möglichst viel trainieren, um es schaffen. Was im Story-Modus sehr gut umgesetzt worden ist, fehlt leider beim Karriere-Modus. Ein bisschen Abwechslung und Atmosphäre hätten die Entwickler hier schon draufpacken können. Es wird nach einer Weile einfach ein wenig zu langweilig, da es immer gleich abläuft. Durch Erfahrungspunkte könnt ihr euren Boxer immer weiter stärken, um so schneller eure Kämpfe zu gewinnen. Die Steuerung erfolgt mit den Analogsticks oder den Buttons. Miese Körper- oder Kopftreffer werden mit dem Steuerkreuz ausgewählt. Das solltet ihr allerdings nicht zu oft nutzen, da der Kampf sonst schnell abgebrochen wird.
Wer mag, kann sein Gegenüber auch ein wenig provozieren und damit noch mal extra wütend machen. Das Blocken in
Fight Night Champion klappt ganz gut, ist in manchen Situationen aber trotzdem wirkungslos. So müsst ihr einen Cut am Auge schützen und möglichst lange die Deckung hochhalten. Klappt nicht immer und sorgt so für manch unfreiwilligen Knockout. Die Schläge selber kommen dagegen wirkungsvoll an und setzen euren Gegner auch richtig zu. Blutende Wunden oder zugeschwollene Augen sind an der Tagesordnung. Landet ihr allerdings mal auf dem Ringboden, solltet ihr schnell wieder hochkommen. Durch wechselnde Analogstick-Bewegungen ist ein frühes Aus vielleicht gerade noch abzuwenden. Habt ihr allerdings richtig eins auf die Glocke bekommen, bringt euch auch das nicht mehr weiter. Eure Ausdauer schwindet ebenfalls nach einiger Zeit und lässt euch immer langsamer werden. Ihr solltet also Luftschläge oder unnötiges Tänzeln vermeiden. Durch das neue Full-Spectrum-Punch-Control-Steuerungssystem dürften auch Anfänger schnell Erfolge feiern.
Joe Tessitore und Teddy Atlas sitzen für euch am Ring und geben als Box-Kommentatoren alles. Eine deutsche Sprachausgabe ist in
Fight Night Champion leider nicht vorhanden, dafür klingt die englische aber umso besser.
Auch Online gibt es deftig was auf die Mütze
Um den Online-Modus benutzen zu können, müsst ihr im Besitz eines Online-Passes sein. Dafür hat dieser aber auch einiges zu bieten. So habt ihr die Möglichkeit, euren erstellen Boxer online durch die World Championships zu führen oder Preiskämpfe zu bestreiten. Im Fight-Night-Store könnt ihr weitere Erfahrungspunkte und Attribute für euren Boxer kaufen. Auch die Boxer aus dem Story-Modus sind als spielbare Charaktere für je 0,99 Euro zu haben. Im Gym-Modus geht es gegen Boxer aus anderen Clubs um Erfahrungs- und Ranglistenpunkte, ein spannender Spielmodus der wirklich lange an den Bildschirm fesselt. Die Austragungsorte reichen von einer billigen Trainingshalle bis hin zum pompösen Event in Las Vegas. Und die Stimmung ist dabei auch immer auf dem Siedepunkt.
Leider müsst ihr bei den Schlägen Abstriche machen, diese hätten eine bessere Vertonung verdient. Wie schon bei
»FIFA 11 dürft ihr auch bei
Fight Night Champion eure eigenen Musikstücke ins Spiel integrieren. So kann euer erstellter Boxer auch seine eigene Einlaufmusik bekommen, eine gute Idee. Viele bekannte Boxer geben sich im Spiel die Ehre und verleihen so noch ein paar mehr Funken Realismus. So dürft ihr den lang erwarteten Kampf zwischen Wladimir Klitschko und David Haye schon mal vorziehen und für eure persönliche Entscheidung sorgen. Aber auch ehemalige Boxer wie Muhammed Ali, George Foreman oder Mike Tyson finden sich im Spiel wieder.
Fight Night Champion ist sicherlich keine Neuerfindung des Genres geworden, bringt aber dennoch deutliche Verbesserungen mit sich. Wer auf aufwendige Grafik und eine leicht erlernbare Steuerung großen Wert legt, wird mit dem Spiel mehr als zufrieden sein.
Ausgezeichnet mit den folgenden GameRadio-Awards:

