Als Fallout 3 vor einem Jahr erschien, waren sich Fachpresse und Gamer einig: Das Spiel ist grandios. In bester Bethesda-Manier wurde nun eine Game Of The Year Edition veröffentlicht. Diese enthält neben dem hochgelobten Hauptspiel auch alle fünf Addons. Wer also noch nicht im Besitz dieses Rollenspielmonsters ist, dem wird der Kauf noch schmackhafter gemacht.
Zu
Fallout 3 haben wir bereits ein ausführliches Review auf GameRadio.de (
»hier zu finden), das ich jedem empfehle, der sich nur über das Hauptspiel informieren möchte. Diesen Artikel muss es sich mit allen Addons teilen, weshalb es hier etwas kurz kommt. Auch das erste Addon,
Operation: Anchorage haben wir in einem eigenen Review behandelt (
»hier nachzulesen).
Abenteuer im Ödland
Fallout 3 ist lange nach einem Atomkrieg angesiedelt, dessen verheerende Wirkung die Menschheit aber immer noch spürt. Es gibt kaum Nahrung oder Wasser, die nicht radioaktiv verseucht wäre, von den alten Städten sind nur noch Ruinen übrig und außerhalb der befestigten Siedlungen machen einem mutierte Tiere, aber auch Menschen, die zu viel von der Strahlung abbekommen haben, das Leben schwer. Um diesen Umständen zu entgehen, flohen Teile der Bevölkerung in die Vaults, von der Außenwelt komplett isolierte Schutzbunker. In einem dieser Vaults, um genau zu sein Vault 101, verbringt der frei erstellbare Held (oder die Heldin) die ersten Jahre seines Lebens, die für den Spieler gleichzeitig das Tutorial darstellen. Als plötzlich euer Vater verschwindet, beschließt ihr jedoch, aus dem Bunker zu fliehen und ihn zu suchen, und betretet zum ersten Mal das Ödland der Hauptstadt.
Und von da an lässt euch das Spiel in vielerlei Hinsicht große Freiheiten. Neben der Story haben viele Bewohner Aufträge für euch. Die ganzen Sidequests können euch ganz leicht viele Stunden von der Hauptaufgabe ablenken. Auch ist euch freigestellt, ob ihr einen auf bösen Buben macht oder den Helden spielt, den alle Leute mögen. Um euch zu profilieren, habt ihr in Dialogen oft mehrere Auswahlmöglichkeiten von "Du musst mir kein Geld geben, ich helfe dir gerne." bis "Hau jetzt ab und mit etwas Glück kommst du lebend nach Hause." Wer der gefürchtete Schurke sein möchte, kann aber auch einfach jeden töten, der ihm über den Weg läuft.
Auch das Kampfsystem erlaubt mehrere Herangehensweisen. Ihr könnt
Fallout 3 wie einen Shooter spielen, also mit dem rechten Analogstick zielen und auf die Gegner feuern, oder ihr löst solche Angelegenheiten wie im Rollenspiel. Auf Knopfdruck lässt sich das Geschehen einfrieren, so dass ihr in Ruhe einzelne Körperteile der Gegner anvisieren könnt, die euer Held anschließend unter Beschuss nimmt. Zu beachten sind hierbei jedoch die AP, die für einen Angriff benötigt werden, sich aber selbst wiederaufladen. Aufgrund der etwas ungenauen Steuerung mit den Analogsticks ist Letzteres zu empfehlen.
Wenn ihr
Fallout 3: Game Of The Year Edition für den PC oder die Xbox 360 kauft, so findet ihr zwei DVDs in der Hülle. Die eine enthält das Hauptspiel, während ihr die andere zur Installation der Addons benötigt. Besitzer einer Playstation 3 sparen sich die 2 GB Speicherplatz, da sich Hauptspiel und Addons eine Blu-Ray-Disc teilen und die Zusatzinhalte ohne Installation direkt im Spiel auftauchen.
Operation: Anchorage
Wer sich ein wenig im Ödland von
Fallout 3 auskennt, dem wird das Anchorage War Memorial ein Begriff sein. Woran dieses Memorial erinnert, dürft ihr in
Operation: Anchorage hautnah erfahren. Das eigentliche Missionsziel des Addons ist es, Zugang zu einer Waffenkammer zu erlangen. Die ist jedoch versperrt und lässt sich nur öffnen, indem man an einer Computersimulation teilnimmt. Auch solche Simulationen kennt man aus dem Hauptspiel, ebenso wie ihre Regeln: Man gelangt in eine völlig andere Welt und ist eine völlig andere Person, was bedeutet, ihr habt keinen Zugriff auf eure gesammelten Waffen und Gegenstände. Die wohl wichtigste Regel ist aber, dass der Tod in der Simulation auch den Tod im echten Leben bedeutet. Im Grunde genommen heißt das, wer stirbt, der muss einen älteren Spielstand laden, so wie es auch im Ödland der Fall wäre.
Die Computersimulation schickt euch nach Anchorage, Alaska. Was als erstes auffällt, ist der starke grafische Kontrast zum Ödland. Statt tristen Brauntönen der toten Einöde strahlt der Bildschirm vor Weiß- und Blautönen. Doch anstatt euch ewig an dieser viel lebendigeren Welt zu ergötzen, solltet ihr euren Aufgaben nachgehen. Es gilt, die Rote Armee zu schlagen. Dies bedeutet viele bleihaltige Auseinandersetzungen, was auch den größten Unterschied zum eigentlichen
Fallout 3 darstellt.
Operation: Anchorage, das eine Spielzeit von etwa drei Stunden hat, ist sehr linear gehalten und setzt mehr auf Kämpfe als auf Erkundung, Dialoge und Sidequests. Das Ganze gipfelt in Schlachten, in denen ihr mit einigen Kameraden an der Seite größere Gegnermengen besiegen müsst.
Habt ihr die Simulation einmal abgeschlossen, kommt ihr nicht mehr zurück nach Alaska, weshalb es sich lohnt, vorher zu speichern und diesen Spielstand aufzuheben, nicht zuletzt, da es auch versteckte sammelbare Gegenstände gibt, die euch einen kleinen Bonus bringen. Die Waffen aus der eingangs erwähnten Kammer sind übrigens eine sehr adäquate Belohnung für eure Strapazen. Neben dicken Kanonen mit großer Durchschlagskraft findet ihr dort einen Tarnanzug und einige nützliche Spielsachen.
The Pitt
Im zweiten Addon,
The Pitt, führt euch ein Notrufsignal in die Stadt Pittsburgh, die zwar im Krieg verschont blieb, aber dennoch nicht wirklich einladend ist. Im Gegenteil - die Mutanten aus
Fallout 3 sind direkt human, wenn man sie mit den Machthabern in Pittsburgh vergleicht. Die Pitt-Raiders versklavten alle Bewohner der Stadt, die zudem unter einer schlimmen Krankheit leiden, die sie zu bösartigen "Troggs" mutieren lässt. Ein Heilmittel gibt es zwar, doch der Gottkönig, wie er sich selbst nennt, denkt gar nicht daran, es der Bevölkerung zugänglich zu machen. Eure Aufgabe dürfte damit klar sein.
Im Gegensatz zum ersten Addon bietet
The Pitt das Gleiche wie das Hauptspiel. Der Verlauf der Ministory ist nicht so linear, wie die
Anchorage-Computersimulation und ihr werdet vor einige moralische Entscheidungen gestellt. Zudem gibt es auch einige Sidequests, mit denen sich die Spielzeit des Addons auf etwa fünf Stunden ausdehnt, doch auch nach Absolvieren der Hauptaufgabe könnt ihr im Gegensatz zu
Operation: Anchorage zurückkehren, um das Gebiet weiter zu erforschen.
Broken Steel
Addon Nummer drei,
Broken Steel, setzt genau dort an, wo die Story von
Fallout 3 aufhört: Bei der Vernichtung der Enklave. Es geht darum, die letzten Überreste dieser Organisation zu beseitigen. Also geht es ab zur Basis der Bösewichte - mit Roboterverstärkung. Die riesige Kampfmaschine Liberty Prime wird euch begleiten, jedoch heißt das nicht, dass keine Arbeit für euch übrigbleibt. Die drei zusätzlichen Hauptquests und die Nebenbeschäftigungen erhöhen die Spielzeit um weitere sechs Stunden.
Durch
Broken Steel wird auch die Levelobergrenze von 20 auf 30 angehoben, was allerdings Fluch und Segen sein kann. Zwar dürfte das weitere Aufleveln euch nochmal ein wenig an die Konsole fesseln, jedoch wird euer Charakter irgendwann einfach zu mächtig und das Spiel entsprechend zu einfach. Trotzdem merzt
Broken Steel mehr Fehler aus, als es mit sich bringt. Das oft kritisierte jähe Ende, nach dem endgültig Schluss war, wurde geändert und die Fans dürfen noch mehr Zeit im heißgeliebten Ödland verbringen.
Point Lookout
In
Point Lookout dürft ihr das trockene Ödland wieder einmal hinter euch lassen. Mittels Schiff geht es auf nach Maryland, das in
Fallout 3 eine neblige Sumpfgegend geworden ist, deren Bevölkerung mit Latzhosen und Schrotflinten das Klischee eines Landeis erfüllt. Ursprünglich kommt ihr in diese Gegend, um einer Dame beim Suchen der verschwundenen Tochter zu helfen, doch als eine Sekte das Haus eines Ghuls angreift, ändern sich die Prioritäten etwas.
Wer nur die Quests (auch Nebenquests) erledigt, wird
Point Lookout bereits nach fünf Stunden abgeschlossen haben. Allerdings gibt das Sumpfgebiet einiges mehr her. Wer das gesamte Areal erforschen möchte, was sich durchaus lohnt, auch wenn nicht so tolle Waffen rausspringen wie bei anderen Addons, darf noch einige Stunden drauflegen.
Mothership Zeta
Dass man nicht bei jedem Signal spontan zur Hilfe eilen sollte, zeigt
Mothership Zeta. Hier werdet ihr nämlich von stereotypen Aliens entführt. Die grünen Männchen mit den für Menschen unüblichen Proportionen wollen gleich ein Experiment nach dem anderen mit euch durchführen, was euch allerdings nicht in den Kram passt. So beschließt ihr, mit eurer Zellenkameradin und einem gefangenen Mädchen zu fliehen.
Der Weg durch die Korridore des Raumschiffs ist dabei sehr linear. Wie in
Operation: Anchorage habt ihr so gut wie keine Entscheidungsfreiheit und seid die meiste Zeit am Ballern. Immerhin gibt es viele Alienwaffen und massig Munition, die einerseits effektiv sind und sich andererseits für ziemlich viel Geld verkaufen lassen. Ironischerweise war jedoch meiner Meinung nach die beste Stelle des Addons, als man noch keine Waffen hatte und sich mit den Fäusten zur Wehr setzen musste. Insgesamt ist die drei Stunden lange Flucht aber eines der schwächeren Addons.
Insektenalarm
Schon als Download hatten die
Fallout-3-Addons für Playstation 3 einen schlechten Ruf. Zwar liefen sie bei vielen problemlos, bei anderen kam es jedoch zu Bugs und Abstürzen. Vereinzelt kamen diese auch beim Test vor. So wurde ich an einer Stelle einfach wieder ins Hauptmenü der PS3 katapultiert und durfte vom letzten Speicherpunkt, der nach Murphys Gesetz natürlich ziemlich weit zurücklag, weiterspielen. An einer anderen Stelle traten im Schleichmodus massive Grafikfehler auf, während das normale Gehen einen völlig schwarzen Bildschirm zur Folge hatte. Es ist also wieder zur Vorsicht und zum häufigen Speichern zu raten. Zwar werden einige wohl keinem einzigen Bug begegnen, doch sicher ist sicher. Ein letzter Tipp von meiner Seite: Wartet mit den Addons nicht, bis ihr mit der Story fertig seid, sonst könnte euch alles etwas zu leicht vorkommen.
Ausgezeichnet mit den folgenden GameRadio-Awards:

