»Uncharted: Drakes Schicksal konnte vor etwa anderthalb Jahren glatte 92% bei uns absahnen. Nun steht der Nachfolger in den Startlöchern und wieder gehen wir mit Nathan Drake auf Abenteuerreise. Ob die Entwickler nochmal einiges zugelegt haben oder euch nur ein lauer Aufguss erwartet, haben wir uns angesehen. Hier ist unser Reisebericht.
Marco. Polo.
Für gewöhnlich sind Abenteurer erst am Ende ihrer Reise dreckig und KO. Anders bei Nathan "Nate" Drake und seiner neuesten Unternehmung in
Uncharted 2: Among Thieves: Direkt zu Beginn des Spieles erwacht er mit jeder Menge verlorenem Blut in einem entgleisten Zug, der zu allem Unglück auch noch über einer eisigen Klippe hängt und abzustürzen droht. Wie es dazu gekommen ist, erfahrt ihr zunächst nicht. Dieser Storystrang wird erst später wieder aufgegriffen. Stattdessen erlebt ihr in Rückblenden, während ihr aus dem Wrack klettert, wie harmlos das Abenteuer doch begann, das hier so jäh sein Ende genommen zu haben scheint. Nate lässt sich von seinem Bekannten Harry Flynn überreden, mit ihm und seiner Partnerin Chloe Frazer eine Öllampe aus einem Museum in Istanbul zu stehlen. Diese soll eine Spur zur verlorenen Flotte von Marco Polo enthalten. Dieser startete im Jahre 1295 mit 14 Schiffen von China, kehrte jedoch mit nur einem einzigen zurück. Was mit den anderen Pötten geschah, hat er nie verraten. Hat er wirklich den "wunsch-erfüllenden" Cintamani-Stein gefunden? In Shambhala, auch bekannt als Shangri-La? Der Schlüssel zur Lösung dieses Rätsels ist diese alte Öllampe...
Die Flucht aus dem Zugwrack und der Einbruch in das Museum dienen als Tutorial und vermitteln euch die Steuerung von Nate. Wer bereits den ersten Teil gespielt hat, wird sich nicht groß umstellen müssen - es ist alles wie gehabt. Aus der Verfolgersicht lasst ihr Nate den den Abgrund herabhängenden Zug erklettern und schleicht euch durch das Museum. Letzteres erweist sich hier als etwas frustig: Werdet ihr oder eine der von euch ausgeschalteten Wachen entdeckt, endet euer Ausflug. Sobald ihr aber einmal wisst, wie ihr durchkommt, ist das Problem schnell gelöst. Im späteren Verlauf von
Uncharted 2: Among Thieves gibt es keine weiteren Stellen, an denen ihr unentdeckt bleiben müsst - Schleichen ist hier dann optional, um Feinde unbemerkt auszuschalten, bevor es zu Feuergefechten kommt.
Feuer frei!
Trotz aller Schleicherei: Direkte Konfrontation mit dem Feind lässt sich nicht immer vermeiden. Und dann packt Nate die Schießprügel aus: Von der Pistole über Maschinen- und Schrotgewehre bis hin zu Granatwerfern findet ihr genug Möglichkeiten, euch eurer Feinde zu erwehren. Neu hinzugekommen ist unter anderem eine Armbrust. Sollte all das mal nicht ausreichen, werft ihr einfach eine Handgranate zwischen eure Feinde. Anders als bei
Uncharted: Drakes Schicksal bestimmt ihr die Wurfrichtung nicht mehr durch Neigen des Controllers, sondern mit dem Analogstick. Das ist eine der vielen Verbesserungen gegenüber dem Vorgänger, die Entwickler Naughty Dog in das Spiel eingebaut hat. Eine weitere findet sich im Nahkampf: Im Erstling konnte Nate mit seinen Nahkampfskills nicht viel reißen, das sieht nun anders aus. Die Brachial-Kombo wurde gestrichen, Nate schlägt nun nur noch mit der Viereck-Taste zu. Die Dreieck-Taste wird benutzt, um während der Konfrontation einem Griff oder Schlag des Gegners auszuweichen... mit der Chance, ihm direkt einen saftigen Schlag hinterher zu geben. In Verbindung mit dem Schleichsystem habt ihr nun zudem die Möglichkeit, die Gegner mit einem Stealthkill schnell und leise auszuschalten. Auch kann Nate - während er an einer Kante hängt - einen über ihn befindlichen Feind greifen und in den Abgrund ziehen.
Ein weiteres gewichtiges Element des Vorgängers waren die Kletterpassagen. Und diese sind natürlich auch in
Uncharted 2: Among Thieves enthalten - und diesmal geht es wirklich ans Eingemachte! Nate erforscht Höhlen, Ruinen und Tempelanlagen, die seit Jahrhunderten von keinem Menschen mehr betreten wurden. Wo sich früher Brücken befanden, ist plötzlich eben nichts mehr. Griffpunkte zerbröseln unter euren Händen. Alte Anlagen stürzen zusammen und blockieren euren Weg. Dann hilft nur noch, sich selber einen Weg zu suchen.
Uncharted 2 unterstützt euch dabei recht aktiv: Die Kamera wird meist so positioniert, dass ihr genau sehen könnt, wo es weitergeht. Nur selten leistet sich dieses System mal Schwächen, Blindsprünge sind also eher eine Seltenheit. Die Kameraführung wird aber auch gerne mal benutzt, um euch aufzuzeigen, wie brenzlich die Lage für Nate gerade ist. Ein kurzer Wechsel zu einer Perspektive, aus der ihr den unter euch gähnenden Abgrund sehen könnt, wirkt einfach Wunder und lässt euch das Pad nochmal ein Stückchen fester greifen. Ab und an führen eure Klettereien zu Rätseln, die ihr lösen müsst, um Durchgänge zu öffnen. Hier kommt euch Nates Tagebuch zu Hilfe: Über die SELECT-Taste könnt ihr auf dieses zugreifen und darin blättern. Neben einigen lustigen Skizzen finden sich auch manche Hinweise zu den Rätseln, die Nate so zusammengetragen hat. Damit sind die Kopfnuss dann meist auch ohne größere Hirnakrobatik lösbar.
Ihr könnt die 25 Kapitel (plus das Finale) in fünf verschiedenen Schwierigkeitsgraden angehen. Je nach gewählter Einstellung bekommt ihr es mit stärkeren Feinden zu tun. Lassen sich diese im niedrigsten Schwierigkeitsgrad oft einfach im Nahkampf besiegen, müsst ihr auf höheren Stufen schon ordentlich aufpassen, dass ihr bei einem Feuergefecht nicht plötzlich von allen Seiten unter Beschuß steht. Auch wird das Kampfsystem erst ab dem zweiten Schwierigkeitsgrad um das Element des Ausweichens erweitert - beim einfachsten Modus ist dies nicht erforderlich. Zudem verfügt der leichteste Modus über eine Zielhilfe.
Spiel mit mir
Anders als im ersten
Uncharted-Teil gibt es nun sogar einen Multiplayer-Modus. Und der ist mehr als nur Deathmatch - euch erwarten verschiedene Spielvarianten, die ihr so sicher noch nicht gespielt habt. So müsst ihr beim "Plündern" Schätze bergen und in eure Truhe bringen, um zu punkten. Klar, dass das gegnerische Team dies ebenfalls versucht. Zudem gibt es einen kooperativen Modus, bei dem ihr mit einem Freund gemeinsam Karten, die Abschnitten aus der Singleplayer-Kampagne nachempfunden sind, absolvieren müsst. Dabei bekommt ihr es mit weit mehr Gegnern zu tun als im eigentlichen Spiel. Es besteht übrigens die Möglichkeit, Spielszenen aufzuzeichnen und im Kino später immer wieder zu betrachten. Alle Multiplayer-Varianten funktionieren leider nur online - einen Offline-Mehrspieler-Modus, beispielsweise im Splitscreen, gibt es nicht.
Die Engine, welche bereits
Uncharted: Drakes Schicksal auf die Bildschirme brachte, wurde für den jüngsten Teil nochmal einer kompletten Frischzellenkur unterzogen. So wurde der Grafikprozessor entlastet, indem viele Aufgaben auf die SPUs der PlayStation 3 ausgelagert wurden. Das ermöglichte es den Entwicklern, die Welt um Nate und sein Gefolge mit jeder Menge zusätzlicher Details auszustatten und so noch ein ganzes Stück lebendiger und glaubwürdiger zu gestalten. Dank Animation-Blending wirken die Bewegungen der Charaktere noch flüssiger und glaubwürdiger. Für die Zerstörungseffekte kam zudem die Havok-Physikengine zum Einsatz, nicht mehr das für den Erstling von Naughty Dog selbst entwickelte Programmgerüst. Das Ergebnis spricht für sich -
Uncharted 2 fährt jede Menge Explosionen und Zerstörung auf und könnte so manchem Hollywood-Film Konkurrenz machen. Das gilt auch für den Ton: Die Sounds klingen bei entsprechendem Equipment wuchtiger und krachender als im Erstling.
Die deutsche Synchronisation ist wieder mal gelungen, Fans werden wohl dennoch die englische Sprachfassung bevorzugen. Und das ist kein Problem: Die Jungs von Naughty Dog haben den Platz der Blu-ray wirklich vorbildlich genutzt - nicht nur das komplette Spiel ist darauf enthalten, sondern sogar fünf Sprachversionen (Deutsch, Englisch, Französisch, Niederländisch und Italienisch). Diese sind einzeln auswählbar für Text, Untertitel und Sprachausgabe. Zudem gibt es einiges Bonusmaterial freizukaufen, wie Einblicke in die Entstehungsgeschichte von
Uncharted 2, spezielle Grafik-Filter und Effekte (unendlich Munition, deaktivierte Schwerkraft, usw). Um diese zu erwerben, müsst ihr im Spiel durch spezielle Fortschritte (finden von versteckten Schätzen beispielsweise) Geld sammeln. Auch durch das Spielen des Multiplayer-Modus kommt ihr in den Besitz der notwendigen Kohle.
Ausgezeichnet mit den folgenden GameRadio-Awards:


