Modrige Herrenhäuser und durch die Flure schlurfende Zombies sind längst passé in der „Resident Evil“-Reihe. Mit dem vergangenen Teil vollzog die altgediente Horror-Serie nämlich einen Paradigmen-Wechsel, der in der jüngsten Episode konsequent fortgesetzt wird: Mehr Action, weniger Grusel. Selten wurde man mehr unter Druck gesetzt und gefordert. Wir haben uns für euch auf dem Schwarzen Kontinent umgesehen.Zudem bieten wir euch mit unserer »Zombie-Safari einen umfassenden Überblick über alle Randbereiche des Phänomens Resident Evil.
Kijuju, irgendwo im Herzen Afrikas
In Afrika ist die Hölle los! Natürlich bleibt das nicht unbemerkt, und so schickt man jemanden auf den Schwarzen Kontinent, der den Geschehnissen auf den Grund gehen soll: Chris Redfield. Dieser sollte Resi-Veteranen noch aus dem ersten "Resident Evil", bzw dessen Remake, bekannt sein. Im Dorf Kijuju sollen Terroristen mit Biowaffen experimentieren. Bald stellt sich jedoch heraus, dass es hier gar keine Extremisten gibt, nur jede Menge Einheimische, die offensichtlich nicht gut auf euch zu sprechen sind. Sie sind flink, aggressiv und nutzen Waffen – für Chris, der es bis dato nur mit schlurfenden Zombies zu tun hatte, also eine ganz neue Erfahrung. Recht schnell wird klar, warum die Bewohner so aggressiv sind: Sie wurden durch einen Virus verändert und in angrifsslustige Kreaturen verwandelt. Die Hintergründe der Infektion sind ihnen jedoch so ziemlich egal, und sie lassen ihrer Wut freien Lauf... also bleibt euch nichts weiter, als irgendwie am Leben zu bleiben, die Ursache der Erkrankung aufzudecken und eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Die Jagd hat begonnen – auf euch.
Nie mehr allein
Ähnlich wie in „
»Resident Evil 4“ habt ihr auch im jüngsten Teil der Reihe einen weiblichen Charakter an die Seite gestellt bekommen. Anders als Ashley jedoch ist Sheva eine wirkliche Hilfe. Sie versteht sich im Umgang mit Waffen aller Art und kann euch so ein ums andere Mal unter die Arme zu greifen. Ihre KI ist dabei recht brauchbar, sie trifft ihre Ziele meist präzise und versteht es auch, sich in brenzligen Situationen schnell aus der Gefahrenzone zu retten. Gelingt ihr das nicht, seid allerdings wieder ihr gefragt und müsst ihr rettend zu Hilfe eilen. Kooperation ist hier oberste Pflicht, denn stirbt einer von euch beiden, ist das Spiel beendet.
An einigen Stellen ist es allerdings nötig, sich zu trennen. Hier muss entweder Chris Sheva Feuerschutz geben oder umgekehrt. Bei diesen Passagen werdet ihr aber schnell feststellen, dass vieles geskriptet ist. Das macht es spätestens beim zweiten Anlauf - solltet ihr scheitern - um einiges leichter. Und sterben, das werdet ihr vermutlich einige Male. Der Schwierigkeitsgrad ist nämlich auch auf dem normalen Niveau recht hoch angesiedelt. Das "verdankt" „Resident Evil 5“ vor allem der Gegner-Übermacht und der dauernden Munitionsknappheit.
Sollte euch die KI von Sheva nicht zusagen, könnt ihr auch das zweite Pad an die Freundin oder einen Freund weitergeben und das gesamte Spiel gemeinsam im Splitscreen bestreiten. Hierbei wird der Bildschirm horizontal in zwei 16:9-Fenster geteilt, so dass ein beträchtlicher Teil schwarz bleibt. Der Coop-Modus kann aber auch per Systemlink oder online gespielt werden, dann entfällt die doch recht lästige Aufteilung des Bildschirm.
Mit Waffengewalt zum Erfolg
„Resident Evil 5“ schickt euch auf eine sechs Akte umfassende Hetzjagd. Diese unterteilen sich jeweils in drei bis vier einzelne Bereiche, nach denen gespeichert wird. Innerhalb dieser Bereiche gibt es zusätzlich noch Rücksetzpunkte, um Frust zu vermeiden. Spielerisch hat sich Capcom am Vorgänger orientiert. Chris steuert ihr aus einer schräg-von-hinten-Ansicht durch die Level, zum Zielen schaltet ihr auf eine Schulter-Ansicht um. Ein Fadenkreuz oder dergleichen gibt es nicht, dafür einen Laserpointer. Das wirkt nicht nur realistischer, sondern schafft auch einiges an Atmosphäre. Nachteil der Steuerung: Wenn ihr schiessen wollt, müsst ihr stehenbleiben! Schießen und dabei laufen geht nicht. Dieses etwas veraltete Konzept wird euch einige Male gewaltig unter Druck setzen, ganz sicher. An Waffen steht Chris und Sheva im Gegenzug ein sehr umfangreiches Arsenal zur Verfügung. Händler - wie im vierten Teil - gibt es nicht mehr, dafür rüstet ihr euch und eure Waffen am Ende eines Aktes auf, entsprechend zuvor eingesammeltes Gold vorausgesetzt.
Zu den eingesammelten Items gelangt ihr über ein komfortables Inventar. Aber Vorsicht: Auch wenn ihr gerade in euren Taschen wühlt, hält das Spiel nicht an! Ihr solltet euch also entweder eine ruhige Ecke zum Stöbern suchen, oder wichtige Items auf Schnelltasten legen. So habt ihr im Kampf innerhalb von Sekunden Zugriff auf Heilkräuter, andere Waffen oder Munition. Euer Inventar besteht aus neun Feldern, auf denen ihr eure Ausrüstung unterbringen müsst. Zum Glück belegt jedes Item, ungeachtet der Größe, nur ein einziges Feld. Zwischen den Akten habt ihr zudem die Möglichkeit, einige Dinge in einer unendlich großen Truhe abzulegen, um so euer Inventar etwas zu lichten. Ihr solltet jedoch immer darauf achten, genug Munition bei euch zu tragen - nichts ist ärgerlicher, als wenn euch mitten im Gefecht die Geschosse ausgehen. Ihr findet zwar bei besiegten Gegnern und in der Gegend verstreut Nachschub, jedoch vertragen eure Feinde durchaus einige Kugeln. Geht euch die Munition mal aus, könnt ihr auch auf ein Messer zurückgreifen und eure Gegner damit bearbeiten.
Auch Sheva besitzt ein Inventar. Dies füllt sie teilweise selbstständig, ihr könnt ihr aber auch aus eurem Inventar Gegenstände zuschieben. Die Verwaltung ihrer virtuellen Taschen scheint ihr allerdings Probleme zu bereiten - schon bei kleineren Kratzern verwendet sie Heilkräuter. Dafür versorgt sie aber auch euch mit Munition und heilt euch, sobald es nötig wird. Das funktioniert meist ganz gut, man kann aber auch den ein oder anderen Aussetzer in ihrer KI beobachten.
Ruhe? Fehlanzeige!
Ruhepausen sucht ihr im Spielverlauf vergebens. Grusel und Rätsel früherer Episoden ebenso. „Resident Evil 5“ ist vor allem eines: Terror! Und der wurde vom Anfang in Kijuju bis zum großen Finale bombastisch inszeniert. Seid ihr zunächst unter der brutalen Sonne Afrikas unterwegs, wird es im späteren Verlauf immer düsterer. Selbst einen Abstecher in den Sumpf ist im Reiseprogramm enthalten. Hier bekommt ihr es mit angriffslustigen Krokodilen zu tun. Zwischendrin erwartet euch auch mal die ein oder andere Fahrzeugsequenz. Hierbei bedient ihr dann z.B. das MG eines Jeeps, um euch den Weg zu bahnen. So übt das Spiel einen ständigen Druck auf euch aus und peitscht euch durch die Story. Mit guten 10 Stunden Spielzeit kann man sich hier auch nicht beschweren, zumal der Wiederspielwert stimmt. Spätestens beim zweiten Durchgang habt ihr endlich auch etwas mehr Ruhe. Dann entdeckt ihr erstmal, wieviele Details in diesem Spiel stecken, die ihr beim ersten Anlauf gar nicht richtig wahrgenommen habt. Auch beim Klang bietet der neueste Ableger jede Menge Bombast: Sehr gute Synchronsprecher (nur auf englisch), orchestrale Musikstücke und stimmige Soundeffekte wurden perfekt abgemischt und unterstreichen die Atmosphäre erstklassig! Einzig die Texturqualität schwankt ein wenig - viele Texturen wirken recht matschig, was allerdings meist dem dreckigen Look der Umgebung entspricht.
Und zum Abschluß die große Preisfrage, die sich bei jeder Fortsetzung stellt: Muss man die Vorgänger gezockt haben? Ich kann euch beruhigen, „Resident Evil 5“ ist eigenständig genug, um auch alleine überzeugen zu können. Aber erst Fans, die wirklich jeden Schnipsel über Resident Evil kennen, werden die Tiefe der Story wirklich verstehen. Einige Fragen aus früheren Teilen werden beantwortet und einige neue aufgeworfen. Eine finale Auflösung gibt es auch diesmal nicht.
Ausgezeichnet mit den folgenden GameRadio-Awards:


