Drachen, Drachen Drachen – egal wo der moderne Fantasy-Gamer heute hinblickt, muss er sich mit den großen schuppenbedeckten Echsen auseinandersetzen. Ob bei Divinity II oder Eragon – es wimmelt nur so von diesen Tieren. Warum sollte es also beim Addon Ice & Blood zu Sacred 2 anders sein? Bedenkt man dann noch, dass der Sacred-Entwickler Ascaron mittlerweile Pleite gegangen ist, bekommt man eine böse Vorahnung. Lest selbst, ob das Studio wie vielleicht befürchtet, versucht mit Hilfe des anhaltenden Drachen-Trends ein durchschnittliches Programm zu verkaufen oder ob es Sacred 2 sogar schafft, die Wartezeit auf Diablo III zu verkürzen.
Selbst ist der Drache
Wer sich mit den riesigen feuerspeienden Wesen überhaupt nicht anfreunden kann, der sollte lieber einen großen Bogen um die neue Klasse in
Sacred 2 machen. Denn der Drachenmagier bekommt bereits zu Anfang seiner Reise die Quests von einem überdimensionierten Echsenwesen namens Orphas. Allerdings in typischer
Sacred-Manier nur per Texteinblendung. Denn Videosequenzen oder Vertonung sucht man immer noch vergebens. Aber dafür darf sich der Magier nicht nur dem Namen nach auf Drachen berufen, sondern sich sogar in einen verwandeln! So könnt ihr z.B., nachdem euch die Gegner im Nachkampf enorm zugesetzt haben, euch effektivreich in eine Echse verwandeln und anschließend diesen mit eurem Feuer-Odem zusetzen.
Eine weitere Ausgangsform des Magiers ist der Drachen-Berserker, der wie eine Art Echsen-Krieger aussieht. Leider ist dieser schlecht ausbalanciert worden, denn bereits in kleinen Ausbaustufen ist er nahezu allen Gegnern hoffnungslos überlegen und entfesselt riesige Zerstörungswellen auf eurem Bildschirm. Aber das ist ja auch das, was die Fans an der Serie lieben. Denn die Kämpfe sind wieder einmal mehr als effektvoll in Szene gesetzt worden und wenn auch die drögen Texttafeln bei der Auftragserteilung durch die Questgeber mehr als störend sind, man wird durch die fulminanten Explosionen mehr als entschädigt. Leider geht das alles auf Kosten des Klassen-Balancing, da als Berserker auch Neulinge keine Probleme mit der Erweiterung haben werden. Wenn man bedenkt, dass mit der Zeit sogar Stein-Golems zu Hilfe gerufen werden können, dann wird klar, dass auch die Zielgruppe der Casual Gamer ins Auge gefasst wird. Oder warum sieht der Held bereits nach zwei Stunden Spielzeit wie ein
WoW-Recke auf Level 70 aus?
Eine Erfindung zum Nachahmen für die Genre-Kollegen hingegen ist der Träger-Imp, welcher als übernatürlicher Lastenesel zu verstehen ist. Immer, wenn euer Inventar wieder zum Bersten voll ist, erscheint aus dem nichts der kleine Vasall und packt atmosphärisch schleifend die neuen Items in seine schwere Truhe, nur um anschließend wieder im Nichts zu verpuffen. Da bekommt man schon fast ein schlechtes Gewissen, was für ein Gewicht man der wandernden Truhe aufbürdet.
Blutige Einöden
Auch an der Setting-Front von
Sacred 2 hat sich etwas getan. Denn als neue Areale kommen die Kristallebenen und der bitterböse klingende Blutwald hinzu. Und im gleichen Maße wie das neue kristallene Szenario öde anmutet, entpuppt sich das andere als bockschwer. Hier steigt nämlich der Schwierigkeitsgrad rapide an, nachdem man die ganze Zeit die kinderleichte Metzel-Orgie durch den Drachen-Berserker gewöhnt war. Was die Eislandschaft aber vor allem öde macht, sind weniger die wunderschön spiegelnden Kristalle, sondern vielmehr die uninteressanten Sammel-Quests, die kein Ende zu nehmen scheinen. Sammle dies ein und erledige 55 Gegner, ist meist die Regel bei der Auftragsgestaltung. Sowas kennt man eigentlich nur aus Online-RPGs. Schade, denn das eisige Jagd-Gebiet der Seraphin verschenkt damit extrem viel Potential. Im Blutwald hingegen, zeigt man sich von der besten Seite, wo nicht nur die Quests, sondern auch der innovative untote Questgeber viel zur Motivation beitragen.
Gleiches Konzept in Groß
Welche der drei Aussagen stammt nicht von einem
Sacred 2-Spieler? „Warum haben die Entwickler nicht beim Addon endlich Zwischensequenzen und eine Vertonung der Quest-Geber ins Spiel gepackt?“, „Warum wurde nicht intensiver an den Clipping- und Gameplay-Bugs gearbeitet?“ oder „Mensch, ist die Spielwelt aber klein!“.
Richtig, die letzte ist falsch. Denn die Vorzüge des Hauptprogramms baut das Addon auch weiter aus. Die Spielwelt ist damit noch größer geworden und die Kampf-Effekte machen richtig Lust auf mehr. Allerdings hat man sich nicht großartig auf die Schwächen konzentriert.