Tatort japanologisches Institut der Universitätsstadt Tübingen: Während man in der chinesischen Sprache durchaus in eine Art Sing-Sang beim Sprechen verfällt, wirkt sich das in Kombination mit Japanisch tödlich aus. Ich weiß das. Ich habe den Anschlag überlebt, als eine gemeinsame Studentin der Sinologie und Japanologie plötzlich anfing, Japanisch auf diese Art und Weise aussprechen zu wollen. Das ist ungefähr so, wie wenn ein Sachse Französisch sprechen will. D’accöörrd?
DS for a better world
Damit solch schreckliche Erlebnisse vermieden werden können, setzt sich Publisher Ubisoft mittlerweile mit dem vierten Sprachtrainer für den Nintendo DS daran, diese traumatischen Ereignisse aufzuarbeiten. Dabei wurde bei „Mein Chinesisch-Coach“ als erstes darauf geachtet, nicht dass chinesische Equivalent von Sächsisch oder anderen Dialekten zu unterrichten, sondern Mandarin, was mit Hochdeutsch gleichzusetzen ist.
Made in China
Dabei wirkt das Produkt, als ob es selbst auf einem chinesischen Laufband zusammengeschraubt worden wäre. Denn genauso wie beim Englisch- und Französisch-Coach hat man konsequent auf Sprachausgabe verzichtet. Gut, zumindest bleibt mir so eine Erinnerung an besagtes Japanologie-Studium erspart, aber trotzdem ist die Aussprache besonders im Chinesischen von weitaus größerer Bedeutung als im Englischen. Denn man kann leicht einem Wort mit seinem Tonfall eine andere Bedeutung verleihen. D’accöörrd?
Ni hao zum Davonlaufen
Schlichtweg unverschämt ist es, dass man nicht nur überwiegend auf die Sprachausgabe verzichtet hat, sondern dass man konsequent den ganzen Spielaufbau der drei Vorgänger kopiert hat. So trefft ihr auf den gleichen Übungsablauf und die gleichen Minigames, die spätestens nach dem zweitem Durchlauf mit einem weiteren Sprachtrainer eintönig werden.
So stellt ihr euch erstmal dem Einstufungstest der Sprachtrainerin, die hier auf den klischeebehafteten Namen „Mei Li“ hört. Ergänzt man beim Nachnamen noch ein N und ein G, dann hat man „Mei Ling“, worauf die nervige Kommunikationsassistentin aus "Metal Gear Solid" mit der hundsmiserablen deutschen Synchro hört. Aber das ist noch ein Trauma, was wir nicht näher erörtern wollen. Je nachdem, ob ihr die genannten Floskeln erfolgreich oder fehlerhaft übersetzt habt, macht ihr euch fortan daran, pro Lektion jeweils zehn Vokabeln zu pauken. Schlimmer wird’s nur noch, wenn man begreift, dass man keine neuen Lektionen bekommt, ehe man die alten fast schon auswendig gelernt hat. Zur Agressionsbewältigung dürft ihr euch in Minigames per Galgenmännchen erhängen oder gar Eichhörnchen zusammenschlagen.
Etwas Sprachausgabe hat sich im Modul dann doch noch versteckt. Man kann nämlich die angezeigten Vokabeln aussprechen lassen, was mittels der schlechten Soundqualität des DS kaum zum Lernerfolg beiträgt. Zu guter Letzt dürft ihr per Mikrofon die eigene Stimme aufzeichnen. Allerdings hatte ich mehr das Gefühl, als ob ich hier für das Programm sprechen lerne, anstatt die Sprache selbst.