Nachdem "Resident Evil" vom klassischen Survival-Horror-Game zum Action-Shooter mutiert ist, will "Silent Hill" seinen Wurzeln treu bleiben und vor allem eines tun: Schocken! Mit "Silent Hill Homecoming" erscheint Ende Februar endlich auch bei uns - in leicht entschärfter Form - der fünfte Teil der SH-Reihe aus dem Hause Konami. Entwickelt wurde das Ganze diesmal nicht mehr von Team Silent, sondern von Double Helix. Wir haben uns durch eine fertige EU-Version des Spiels gekämpft und gerätselt und sagen euch, wie gruselig "Silent Hill" wirklich noch ist.Wer lieber auf visuelle Eindrücke zurückgreifen möchte, der findet an dieser Stelle auch unser von Denise >> »kommentiertes Vorschau-Video mit Spielszenen aus dem Horror-Titel.
Mitten im Nirgendwo
Der Einsteig in die Story ist nicht gerade ein geebneter Weg. Gefesselt liegt ihr auf einer Trage und relativ schnell wird klar, dass Alex Shepherd, der Protagonist des Spiels, nicht wirklich freiwillig aufs Kreuz gelegt wurde. Durch eine glückliche Fügung des Schicksals wird der Doktor, der euch durch die dunklen Gänge eines heruntergekommenen Krankenhauses geschoben hat, von einem nicht identifizierbaren Ungeheuer in die Mangel genommen wird. Die perfekte Chance zur Flucht. Schon zu Beginn sind ständige Schreie, Sirenen und Schüsse zu vernehmen. Befinden wir uns in Kriegsgefangenschaft? Wurden wir für Experimente missbraucht? Diesen Fragen wollen wir auf den Grund gehen. Schon nach wenigen Metern trifft Alex auf ein kleines Kind namens Josh. Die beiden stehen sich offensichtlich sehr nahe. Der Junge will sein kleines Spielzeug wieder haben, einen Plüschhasen. Also begeben wir uns auf die Suche nach dem verlorenen Schatz.
In einem Raum finden wir dann ein fleischiges Loch in der Wand, natürlich seht ihr gerade noch, wie dieser Hase in die besagte Spalte hineingezogen wird.... Na toll, also bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als den Arm hineinzustecken, was natürlich nicht ohne Folgen bleibt. Nach der bestandenen Mutprobe rennt Josh allerdings davon, es liegt nun also an euch, den kleinen Rotzlöffel zu finden. In einer Damentoilette endet das Abenteuer dann vorerst, denn die Luft färbt sich rostbraun, Fließen und Putz splittern ab und Fans der Serie wissen was sie erwartet. Doch just in diesem Moment erwacht Alex und endlich kommt ein bisschen Klarheit in das skurrile Szenario. Wir durchlebten soeben einen Albtraum des Soldaten.
In Wahrheit ist Alex nämlich gerade auf dem Weg zu seinen Eltern, natürlich erwartet ihn dort nichts Gutes...
Zum Fürchten oder Gähnen?
Von der ersten Minute an beherrscht die gewohnte kranke Atmosphäre das Spielgeschehen. Egal ob es nur kleine Schocker sind, wie ein Rollstuhl, der unerwartet die Treppe hinunter fährt oder ein extrem beunruhigendes Geräusch, dass ununterbrochen während der Besichtigung eines Hotels wiederhallt. Das bekannte flaue Gefühl im Magen ist auch im fünften Teil jederzeit präsent.
Irgendwann nützt jedoch auch die dichteste Atmosphäre nichts mehr, denn die teilweise sehr langen Laufwege sind mit der Zeit dann doch etwas ermüdend, da nützt es auch wenig, wenn irgendwelche Soundsamples á la heulender Hund oder pfeifender Wind aus den Boxen erklingen. Zum Glück zieht das Tempo im Spielverlauf etwas an, parallel dazu klettert jedoch auch der Schwierigkeitsgrad auf eine höhere Ebene. Wie gut, dass unser Held Alex eine angemessene Armeeausbildung hinter sich hat und sich dementsprechend zu verteidigen weiß.
Damit wären wir auch schon bei einem der Hauptfeatures des neuesten "Silent Hill"-Ablegers, dem Combat-System. Dieses ist nämlich etwas actionreicher als bisher ausgefallen, so wechselt ihr via "LT" in den Kampfmodus und könnt ihr mit "A" schnelle Attacken ausführen, mit "X" langsame, aber kräftige Angriffe und mit "B" weicht ihr aus. Selbstverständlich lassen sich diese Angriffe auch kombinieren. Schusswaffen hingegen werden mit "LT" angelegt und mit "RT" abgefeuert, zusätzlich können Schusswaffen durch Betätigen von "A" auch im Nahkampf eingesetzt werden, was dem ein oder anderen Dämon sicherlich ein paar Beulen bescheren wird.
Die Auswahl der Waffen reicht dabei vom Messer bis zur Feuerwehraxt, dabei hat jede Waffe ihre Vor- und Nachteile, was sich vor allem in der Geschwindigkeit bemerkbar macht, denn nicht jeder Gegner wird euch die Zeit geben, erst ein mal mit der Axt auszuholen.
Ansonsten gibt es neben der bekannten Taschenlampe und Heilitems wieder allerlei Gegenstände zu finden, die im Spielverlauf zum Vorankommen benötigt werden. Angefangen von Schlüsseln bis hin zu Fotos, mit der ihr einer alten Frau ihre Erinnerungen zurück gebt. Wenn es zum Treffen mit anderen Überlebenden kommt, dürft ihr zudem selbst auswählen, welche Fragen ihr stellen wollt. So lässt sich jede Konversation nach Belieben verlängern oder verkürzen.
Kinoreifes Gruselfeeling
Wie schon in den Vorgängern ist auch diesmal Komponist Akira Yamaoka für den Soundtrack des Spiels verantwortlich. Darin überwiegen schaurig schöne Melodien, die das Spiel nahezu perfekt untermalen und sich je nach Situation verändern.
Auch die Grafik macht einen guten Eindruck: So kann man nicht nur in den Zwischensequenzen die Emotionen von den Gesichtern ablesen, auch Ingame sehen sowohl die Charaktere, die Umgebung und natürlich die zahlreichen Monster sehr gut aus. Als Grafikreferenz kann "Silent Hill" aber dann doch nicht dienen, dafür sehen Titel wie "
»Dead Space" immernoch um einiges besser aus. Letzten Endes ist dann noch die sehr gute englische Synchronisation zu erwähnen, die das Gesamtpaket der Präsentation positiv abrundet.
"Silent Hill Homecoming" erfüllt seinen Zweck. Eine kranke und total wirre Welt, mit einem Schuss Action. Nicht zu vergessen die ekelerregenden Monster, die von der bekannten Krankenschwester bis hin zu entstellten Kolossen reichen. Wer jedoch auf Action pur steht oder seit "
»Resident Evil 4" mehr Wert auf ein hohes Spieltempo legt, sollte mit Vorsicht an "Silent Hill V" herangehen. Dunkle Korridore, stille Strassen und das Gefühl, nicht zu wissen was hinter der nächsten Ecke lauert, überwiegen hier. Der Wechsel zwischen Action und langen Laufwegen dürfte zudem auch nicht jedermanns Sache sein. "Homecoming" ist weder ein richtiges Action-Game, noch ein vollwertiger Survival-Horror-Titel, es ist eine nicht ganz zu 100% gelungene Mischung, die jedoch durchaus unterhalten kann. Wer also auf langsamen, quälenden Nervenkitzel, gepaart mit einigen Action-Einlagen steht, der sollte sich den 26. Februar blutrot im Kalender markieren.