Der deutsche Entwickler Daedalic Entertainment ist bekannt für seine tollen Adventure. Beim Besuch der gamescom wurde uns dann jedoch ein wenig überraschend ein Rollenspiel gezeigt. Auf der Messe in Köln hinterließ Blackguards schon einen ziemlich guten Eindruck. Umso gespannter war ich nun darauf, das Spiel in einer noch nicht ganz finalen Version einmal selbst auszuprobieren. Ob sich Daedalics Ausflug in andere Genre-Gefilde für uns Spieler gelohnt hat, erfahrt ihr im folgenden Artikel.
Im deutschsprachigen Raum ist
Das Schwarze Auge als Pen-and-Paper-Rollenspiel ein treuer Wegbegleiter von vielen Jugendlichen. Die Welt Aventurien ist gigantisch und umfasst etliche Abenteuer, Regionalbände und Regelwerke. Ergänzt wird das Angebot um einige Videospiele und haufenweise Romane, die mit der offiziellen Lizenz daherkommen. Daedalic hat es sich offenbar zur Aufgabe gemacht, sich eng an der Vorlage des Pen-and-Papers zu halten.
Schurken oder doch echte Helden?
Wie wir es von Daedalic als Hersteller von Adventure-Games gewohnt sind, ist und bleibt die Geschichte der Schwerpunkt von
Blackguards. Bevor es jedoch richtig zur Sache geht, müsst ihr zunächst euren Charakter erstellen. Bislang stehen hier lediglich drei unterschiedliche Typen zur Auswahl: Magier, Krieger und Jäger. Bei der Wahl der Rasse gibt es keine Optionen, ihr startet grundsätzlich als Mensch in das Abenteuer.
Dann wirft euch das Spiel aber auch schon ohne große Vorrede ins Spiel und ihr landet direkt im Knast. Angeblich sollt ihr die holde Prinzessin auf dem Gewissen haben. Da ihr natürlich aber keine Lust haben dürftet, gesiebte Luft zu atmen, geht es flugs an den Ausbruch, um eure Unschuld zu beweisen. Im Verlauf des Spiels trefft ihr dann auch noch auf ein paar ziemlich schräge Vögel, die alle nicht mehr eine ganz so blütenreine Weste haben. Doch im Inneren der Helden wohnt doch ein guter Kern, oder nicht?
Anders als andere Rollenspiele
In
Blackguards schert sich Daedalic nicht sonderlich darum, was die Vorzeige-Rollenspiele der heutigen Zeit so alle zu bieten haben oder was gerade "
en vogue" ist. Besonders in Sachen Darstellung geht es ziemlich spartanisch zu. Zwischen den wichtigen Orten bewegt ihr euch auf einer einfachen Karte durch die Welt. An den wichtigen Punkten gibt es auch nur ein paar Standbilder, die bestenfalls durch ein paar einfache Animationen aufgelockert werden. Fast könnte man glauben, dass man immer noch ein klassisches Adventure spielen würde.
Doch damit würde man
Blackguards keinesfalls gerecht. Denn neben der Geschichte sind es die Kämpfe, die einen weiteren wesentlichen Teil des Spiels ausmachen. Kommt es zum körperlichen Konflikt, dann schaltet das Spiel in eine isometrische Perspektive um. Das sieht zwar nicht ganz so schick aus wie wir es von den actiongeladenen 3D-Kämpfen mittlerweile gewohnt sind, bietet aber eine viel bessere Übersicht über das Kampfgeschehen.
Die ist auch dringend notwendig, denn die Kämpfe in
Blackguards sind sehr strategisch ausgefallen. Echtzeitschlachten gibt es nicht, ihr dürft jede Spielfigur ganz in Ruhe brav nacheinander bewegen. Zur besseren Übersicht ist der Kampfschauplatz in Sechsecke aufgeteilt. In den Gefechten spielt auch die Umgebung eine gewichtige Rolle. So kann die Umwelt an einigen Stellen manipuliert werden und so zu eurem Vorteil eingesetzt werden. Der Nachteil daran ist, dass der Gegner dies natürlich ebenso tun kann.
Das komplexe Regelwerk von Das Schwarze Auge
An vielen Stellen im Spiel kommt auch das umfangreiche Regelwerk des Pen-and-Paper-Rollenspiels zum Einsatz. Natürlich lässt sich der Standard nicht ganz 1:1 auf ein Computerspiel übertragen. Dennoch finden sich viele Elemente aus dem Original auch in
Blackguards wieder. Eine große Bedeutung spielen zum Beispiel die unterschiedlichen Talente der einzelnen Charaktere. Figuren mit einem guten Wert in Sinnenschärfe habe zum Beispiel eine viel bessere Chance, bösartige Fallen zu erspähen, bevor die Helden in den Tod tapsen.
Mit an Bord sind natürlich auch einige der aus dem Original bekannten Zauber, die ihr euren Gegnern um die Ohren schlagen könnt. Andere wichtige Elemente wie Patzer, Meisterschlag oder Initiative dürften Spielern der Papiervorlage ebenfalls bestens bekannt sein. Das sollte Neueinsteiger jedoch nicht abschrecken. Ihr müsst vor dem Spielen von
Blackguards nicht erst das dicke Regelwerk des Pen-and-Papers studiert haben, sondern wachst ziemlich schnell in die Feinheiten des Systems hinein.
Blackguards kann sicherlich in Sachen Präsentation nicht mit den High-Budget-Produktionen der Konkurrenz mithalten. Mitunter wirkt es sogar wie ein Rollenspiel aus einer anderen Zeit, doch dafür weiß Daedalic wie man eine Geschichte erzählt. Auch die Figuren, denen wir im Verlauf des Abenteuers begegnen, wirken sehr lebendig, wachsen uns ans Herz oder werden von uns bis auf den Tod gehasst. Wenn ihr einer guten Geschichte nicht abgeneigt seid, vielleicht noch eine Vorliebe für taktische Kämpfe habt und nicht unbedingt die edelste Grafik benötigt, dann solltet ihr
Blackguards auf jeden Fall eine Chance geben.