Capcoms einstiges Vorzeige-Horrorspiel Resident Evil hat sich mit dem vierten Serienteil ins Actiongenre verabschiedet, während »Dead Space mit seinem Science Fiction Szenario ein gänzlich anderes Setting bedient. Ist das Genre des klassischen Survival Horrors etwa schon beerdigt? Es sieht fast so aus. Die Hoffnungen der Fans gediegenen Horrors ruhen nun auf dem altehrwürdigen Silent Hill. Nach den grandiosen ersten Teilen, ist das Silent Hill-Franchise mittlerweile aber leider im Mittelmaß versunken. Dennoch wagt Konami in diesem Jahr mit Silent Hill: Downpour einen Neuanfang... wieder einmal! Ob der neue Serienteil die vergraulten Fans wieder zurückerobern kann, vermögen auch wir nicht zu prognostizieren. Dennoch wagen wir einen vorsichtigen Ausblick. Mit einem Quietschen öffnen wir die Tür zum Horrorreich...
Neues Jahr, neues Glück, neues
Silent Hill. Konami wird einfach nicht müde, das Urgestein der Horror-Szene immer wieder herauszukramen. Regelmäßig enttäuschten die Japaner dabei die Fans der Reihe. Zuletzt sorgten
»Homecoming und
Shattered Memories für lange Gesichter bei den Videospielern. Dennoch: das Interesse der User an
Silent Hill: Downpour ist weiterhin groß. Dies liegt zum einen daran, dass gerade die ersten Serienteile bis heute einen exzellenten Ruf genießen. Zum anderen gibt es für das Genre des Survival Horrors auch einen (nicht abgegrasten) Markt. Nicht wenige Videospieler wünschen sich einen gruseligen Titel, der nicht in erster Linier auf brachiale Gewalt, endlose Schießereien und ausufernde Splatterszenen setzt. Genau diese Lücke möchte Konami mit seinem neuen Versuch schließen.
Wolkenbruch in Silent Hill
Protagonist von
Silent Hill: Downpour ist diesmal Murphy Pendleton. Dieser ist selbst kein Kind von Traurigkeit, sondern hat offensichtlich einiges auf dem Kerbholz. Gemeinsam mit zwei anderen Ganoven befindet sich Pendleton auf dem Weg zur nächsten Justizvollzugsanstalt. Dort soll unser Antiheld jedoch niemals angelangen. Glückgöttin Fortuna ist ihm hold... zumindest für diesen Moment. Denn dank des sintflutartigen Unwetters, kentert der Transportbus und Murphy Pendleton erlangt seine Freiheit zurück. Dass diese trügerisch ausfallen könnte, ist ihm zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar.
Mittelpunkt der Geschichte von
Silent Hill: Downpour ist natürlich auch dieses Mal die beschauliche Kleinstadt Silent Hill, deren Randgebiete der Ganove zunächst erkunden muss. Die Umgebung erscheint bereits zu Beginn des Abenteurs wenig einladend. Die Wälder sind dicht und verregnet. Zu allem Übel legt sich auch noch ein trüber Nebel über das Grün der Bäume und schränkt die Sichtweite Murphys recht stark ein. Eigentlich sieht alles ganz friedlich aus, mag sich der verängstigte Wandermann einreden und pfeift sein Lied. Er erahnt wohl schon, dass dieser Schein trügt.
Creatures In The Night
Murphy Pendleton gehört nicht zu den Superhelden, bis unter die Zähne bewaffnet mit “Balls Of Steel”. Er ist verletzbar wie du und ich. Er ist unbewaffnet und hinter jedem Baum könnte der Tod lauern. Lauert er aber meistens nicht. Denn
Silent Hill: Downpour versucht sparsam mit todbringenden Unwesen umzugehen. Es ist vielmehr die Atmosphäre, die eingeschränkte Optik, das schauerhaft Szeneario, die dunkle Geschichte und last but not least die gruselige Musik, die dem Titel seinen Glanz verleihen sollen.
Gerade in Sachen musikalische Untermalung waren die Vorzeichen für
Silent Hill: Downpour mehr als schlecht. Mastermind Akira Yamaoka hat jüngst seinen alten Arbeitgeber verlassen, um bei Grasshopper Manufacture unterzukommen. Statt
Silent Hill heißt es für ihn nun
Shadows Of The Damned, das von
Resident Evil-Erfinder Shinji Mikami entwickelt wird. Sein Ersatzmann bei Konami ist Daniel Licht, der sich bereits als Komponist für TV-Serien (Dexter) und Spielfilme (Kinder des Zorns) einen Namen machte. Ob er die hohe musikalische Qualität der Serie erneut hervorzaubern kann, bleibt erstmal noch abzuwarten.
Hölle Silent Hill
Ein weiteres wichtiges Element im Survival Horror, ist natürlich auch die beschränkte Verfügbarkeit von Ausrüstung und Waffen. Hier erweist sich Murphy Pendleton als recht flexibel. Der Ganove nutzt alle erdenklichen Gegenstände, um sich zu Wehr zu setzen. Diese solltet ihr weise und sparsam einsetzen, denn wer weiß, wann ihr neue Munition für eure Knarre findet. Reicht statt der Schusswaffe nicht auf der Einsatz einer Brechstangen? Wie ist es um den Gesundheitszustand bestellt? Vielleicht sollte ich lieber einfach die Beine in die Hand nehmen und vor diesem Ungetüm davonlaufen? Solche und ähnliche Fragen werdet ihr euch häufiger stellen müssen in
Silent Hill: Downpour.
Konami verspricht große Areale, die ihr mit Murphy erkunden müsst. Nahe der Ortschaft befindet sich zudem ein U-Bahn Netz, dass euch auch an die entlegendsten Orte bringt. Dort trefft ihr natürlich auch auf den ein oder anderen skurrilen Charakter, mit dem ihr interagieren könnt. Doch Vorsicht! Immer sind euch diese auch nicht freundlich gesonnen. Vieles hängt von eurem Auftreten und euren Entscheidungen ab.
Grusel, Action und Rätsel
In der Summe ist
Silent Hill: Downpour ein Mix aus Actionpassagen, Horror und Rätseleinlagen. Wenn euch die Rätsel eine Spur zu knackig ausfallen, dürfen diese über einen Schwierigkeitsregler entschärft werden. Gute Lösung: Actionfreunde, die wenig Lust auf stundenlanges Rätseln verspüren, dürfen die Schwierigkeit des Actionparts separat von den Rätseln einstellen.
Auf der technischen Seite macht der Titel noch einen zwiespältigen Eindruck. Überzeugend ist, wie sich die eigene Spielfigur durch die Attacken der Gegner verändert. Je nach Grad der Verletzung, sind die Wunden von Murphy Pendleton deutlich zu erkennen. Überhaupt hat Konami großen Wert auf die Verletzbarkeit des Hauptcharakters gelegt. Er ist nicht nur verwundbar, besitzt keine Superkräfte, sondern kann auch nur begrenzt Ausrüstung mit sich herumschleppen. Über ein üppiges Inventory oder großzügig verteilte Ablegekästen á la
Resident Evil verfügt er nicht. Viele Kostbarkeiten kann Pendleton ohnehin nicht ansammeln, da sämtliche Gegenstände ebenfalls nicht unkaputtbar sind. Donnert ihr ein Metallrohr einmal zu oft gegen einen Baum, zerschellt dieses mit einem Knall.
Die Darstellung der Umgebung in
Silent Hill: Downpour lässt hingegen noch Wünsche offen. Zwar kaschiert der Nebel einige Detailschwächen des Spiels ganz gut, Verbesserungspotential ist aber zweifellos noch vorhanden. In Punkto Grafik kann Konami nicht mit dem großen Konkurrenten aus dem Hause Capcom mithalten. Ein wenig Verunsicherung bei den Fans hinterlassen zudem die vielen Quick-Time Events, die insbesondere in den Kämpfe mit den Endgegnern eingestzt werden. In Sachen Quick-Time Events fallen wohl jedem passionierten Videospieler etliche Positiv- als auch Negativbeispiele ein. Hoffen wir einfach mal, dass es Konami mit deren Einsatz nicht zu stark übertreibt.
Bis zum Release von
Silent Hill: Downpour ist es auch noch eine ganze Weile hin. Einen genauen Releasetermin hat Konami noch nicht verlautbaren lassen. Bis zum Erstverkaufstag haben die Japaner und das tschechische Entwicklungsstudio Vatra Games also noch ein wenig Zeit für das Feintuning. Die Videospieler setzen immer noch große Hoffnungen in die Reihe, also enttäuscht uns nicht.